Immer wieder Engpässe: Braucht Düsseldorf mehr Notärzte?

Tagsüber sind oft alle vier Notärzte gleichzeitig im Einsatz. Eine fünfte Stelle soll es bald geben – fraglich ist aber, ob sie schon ausreicht.

Düsseldorf. Donnerstag vergangener Woche, 9.39 Uhr: Der Rettungshubschrauber Christoph 9 landet an der Wittelsbachstraße in Grafenberg, um eine 71-Jährige mit Herz-Kreislauf-Beschwerden zu versorgen - und bläst dabei das Dach einer Gartenlaube weg. Ein teurer und aufwändiger Einsatz, der offenbar nicht hätte sein müssen: Der Helikopter rückte nur an, weil kein Notarzt in Düsseldorf verfügbar war. Kein Einzelfall.

"Zwischen 7 und 19 Uhr sind oft alle vier Düsseldorfer Notärzte im Einsatz", bestätigt Feuerwehr-Sprecher Heinz Engels auf Nachfrage der WZ. Dann müsse der Hubschrauber raus - oder ein Notarzt aus den benachbarten Städten. Die zuständige Dezernentin Helga Stulgies nennt das eine bewährte Partnerschaft. Allerdings sind die Notärzte der Nachbarkommunen weitaus öfter in Düsseldorf im Einsatz als andersherum.

Allerdings sieht auch Stulgies den Bedarf für eine eine Erweiterung der notärztlichen Versorgung: "Ich halte den fünften Notarzt für erstrebenswert." Dieser soll auf der neu entstehenden Feuerwache im Norden eingesetzt sein, die Ende 2010 fertig sein soll. Die Planungen für diesen zusätzlichen Notarzt hätten in der Verwaltung allerdings gerade erst begonnen: "Wir sind in der Diskussion noch ganz am Anfang." Der Stadt stehen aber wohl zähe Verhandlungen mit den Krankenkassen bevor, welche die Kosten für die zusätzliche Notarztstelle übernehmen sollen. Ein wenig Eile ist daher angeraten.

Zudem ist fraglich, ob der fünfte Notarzt schon ausreicht, um den Düsseldorfer Bedarf gerade am Tag zu decken. Denn die Zahl der Notärzte richtet sich nach der Einwohnerzahl der Stadt - tagsüber kommen in Düsseldorf allerdings noch rund 300000 Berufspendler hinzu. Im Rettungsdienst wird die Feuerwehr deshalb von den Hilfsorganisationen unterstützt - diese sind tagsüber mit sieben Verstärkungsfahrzeugen in der Stadt unterwegs, um Hilfe zu leisten. Für den Notarzt gibt es diese Verstärkung nicht. Und während Düsseldorf über die fünfte Stelle berät, hat etwa Essen als Stadt von vergleichbarer Größe schon sieben Notärzte.

Um den tatsächlichen Bedarf und dessen Deckung zu ermitteln, werden im Rettungsdienst so genannte Schutzziele formuliert. Ein solches existiert in Düsseldorf etwa für den Rettungsdienst, der in 90 Prozent der Fälle innerhalb von acht Minuten beim Patienten sein soll. So lässt sich ermitteln, ob die Rettungskräfte das Stadtgebiet ausreichend abdecken. Andere Städte haben solche Schutzziele auch für die Notärzte formuliert - etwa Köln und Bochum. Düsseldorf allerdings sträubt sich bislang.

Auch die Politik. Rüdiger Gutt (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für öffentliche Einrichtungen, etwa befürwortet ganz klar die fünfte Notarztstelle und will deren Realisierung jetzt auch politisch vorantreiben. Ein festes Schutzziel hingegen findet er schwierig, weil die Notärzte immer sehr unterschiedlich viel zu tun hätten.

Das Schutzziel könnte eine unbequeme Größe für Stadt und Politik werden. Denn wenn erst einmal festgeschrieben ist, dass der Notarzt etwa in zwölf Minuten beim Opfer sein soll, wäre auch der Aufschrei groß, wenn diese Zeit regelmäßig überschritten würde. Dennoch will sich Dezernentin Stulgies der Debatte nicht verschließen: "Auch das Schutzziel ist Thema der Diskussion in der Verwaltung."

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