Düsseldorf Immer mehr Leben im Aquazoo

Beim Rundgang sieht man die großen Fortschritte bei den Bauarbeiten — auch in Meerwasserbecken.

Düsseldorf: Immer mehr Leben im Aquazoo
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Es gibt Baustellen, da kann man sich als Besucher kaum vorstellen, dass das Bauwerk schon bald fertig sein soll. Anders im Aquazoo: Beim Rundgang am Dienstag fragte man sich, wieso er eigentlich erst am 22. September wieder öffnen soll — nach dann fast vierjähriger Schließungszeit. Erklären kann das Hausherr Jochen Reiter: „Technisch ist bis auf kleinere Restarbeiten fast alles fertig. Aber das sogenannte biologische Einfahren der Becken und Aquarien erfordert unheimlich viel Zeit und Expertise“, sagt der Direktor des Aquazoos.

Düsseldorf: Immer mehr Leben im Aquazoo
Foto: Aquazoo

Gemeint ist damit das Befüllen mit dem richtigen Wasser. Im Süßwasserbereich läuft das unkompliziert, doch in den Meerwasseraquarien muss das Wasser nicht nur sehr behutsam mit Salz angemischt werden, es muss zudem reifen, bei 500 000 Litern Meerwasser insgesamt 150 Tage lang, damit die Salzstrukturen im Gleichgewicht sind und die Konzentration von Radikalen sinkt, um die Tiere nicht zu schädigen.

Düsseldorf: Immer mehr Leben im Aquazoo
Foto: Aquazoo
Rundgang: So schön ost der neue Aquazoo in Düsseldorf
41 Bilder

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Auf jeden Fall steht der Eröffnungstermin nicht (schon wieder) in Frage, auch die Kosten sollen nach mehreren drastischen Sprüngen (von anfangs 12,8 auf jetzt 21 Millionen Euro) nicht weiter wachsen.

Täglich kehrt mehr Leben in den Aquazoo zurück. Im Landbereich sind bereits 80 Prozent der Tiere in ihr neues, altes Zuhause zurückgekehrt. Beziehungsweise neu hinzugekommen — denn der neue Aquazoo hat mit insgesamt 560 Arten 100 mehr als der alte im Angebot. Im 31 Grad warmen Tropenhaus liegen vier Kaimane träge herum, über ihnen thronen Bananen-, Kakao- und Kaffeebaum. Nebenan lümmeln sich die drei puscheligen Gundis in ihrer gewohnten Wüstenhitze von 40 Grad herum. Schildkröten, Molch und Waran sind ebenfalls zurück. Genau wie die Hornviper, das giftigste Geschöpf im Aquazoo in doppelt gesichertem Glas.

Aber auch in einigen Meerwasseraquarien ist schon wieder richtig was los: Im „Giftbecken“ ist am Mittag Fütterung, schnappen die beiden giftigen Feuerfische nach dem Futter, das ihnen ein Tierpfleger an einem Holzstock mit Draht ins Wasser reicht, auch ein Schlangenaal reckt sich nach der Nahrung. In der selben „Bucht“ im Meerwasserbereich (davon gibt es vier) schwimmen Seepferdchen und die unterschiedlichsten Fische herum. Bis die 250 000 Liter Meerwasser für die Haie perfekt angerichtet sind, vergeht freilich noch etwas Zeit. Die Tiere helfen übrigens bei der Aufbereitung des richtigen Meerwassers mit. „In manchen fortgeschrittenen Becken wachsen schon höhere Algen, die schädliche Stoffe im Wasser ab- und umbauen“, erläutert Reiter, nun werden mehr und mehr Tiere eingesetzt, die ein unerwünschtes Algenwachstum im Zaum halten: Seeigel, Gehäuseschnecken, Einsiedlerkrebse oder algenfressende Fische.“

Besondere Geduld ist bei den Korallenriff-Becken erforderlich, sie benötigen fünf bis zehn Jahre, bis sie biologisch voll eingefahren sind. Daraus ergibt sich natürlich, dass am 22. September nicht alle Becken sozusagen komplett fertig sind. Das jedoch mache gerade die Unverwechselbarkeit des Aquazoos in seiner Mischung aus Zoo und Naturkundemuseum aus, findet Direktor Jochen Reiter: „Regelmäßige Besucher können bei uns wirklich Entwicklungen miterleben.“

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