Düsseldorf Immer mehr Unternehmen setzen auf verpackungsfreies Einkaufen

Düsseldorf · Bei Metzger Ludwig kann man die Waren jetzt in eigenen Tupperdosen mitnehmen. Aber auch die großen Ketten setzen mittlerweile auf Alternativen zum Plastik, die Unverpackt-Läden natürlich sowieso.

 Fleischfachverkäuferin Heike Sander übergibt dem Kunden die Ware in den mitgebrachten Mehrwegdosen. Sie darf die Behälter nicht öffnen oder berühren. Deshalb nutzt sie das Tablett.

Fleischfachverkäuferin Heike Sander übergibt dem Kunden die Ware in den mitgebrachten Mehrwegdosen. Sie darf die Behälter nicht öffnen oder berühren. Deshalb nutzt sie das Tablett.

Foto: Joachim Hennig

Immer mehr Händler in Düsseldorf setzen auf alternative Verpackungsmethoden. Nicht nur die großen Supermarktketten, sondern auch kleine Einzelhändler suchen nach Möglichkeiten, um Müll zu vermeiden. Zum Beispiel die Metzgerei Ludwig. In den Filialen kann nun jeder Kunde seine gekaufte Ware in eigene Mehrwegbehälter einpacken lassen. In Gerresheim bietet das Unternehmen seinen Kunden Gratisboxen an. 300 Stück wurden angeschafft. Etwa 180 Dosen seien schon an Kunden verteilt, sagt Junior Chef Julian Heuser. „Ein Pfandsystem hätte sich für uns nicht gelohnt“, sagt Heuser. „Wir haben in unseren Filialen nicht den Platz für die vielen Dosen.“

Ordnungsamt sah lange ein hygienisches Risiko

„Wir hatten die Idee schon lange“, erklärt Heuser seine Motivation. In anderen Bundesländern und in anderen Städten in Nordrhein-Westfalen sei der Verkauf in Mehrwegverpackungen schließlich auch erlaubt. Das Ordnungsamt sah lange ein zu hohes hygienisches Risiko bei dem Umgang mit mitgebrachten Mehrwegverpackungen. Der Haken: Das Verkaufspersonal darf zu keinem Zeitpunkt in Kontakt mit dem mitgebrachten Gefäß kommen. Die Gefahr sei zu groß, dass Keime aus dem Behälter in den sogenannten Hygienebereich, hinter der Theke, gelangen. Heuser entwickelte daraufhin ein Konzept mit dem der Kontakt vermieden wird. Die Kunden müssen ihre mitgebrachten Dosen geöffnet auf ein Tablett legen. Die Verkäufer müssen die Behälter so weder öffnen, noch berühren und können die Ware hinein füllen. „Die Resonanz ist relativ hoch“, resümiert Heuser nach den ersten Wochen, „besonders Kunden, die regelmäßig bei uns einkaufen, bringen ihre eigenen Dosen wieder mit.“ Es sei aber natürlich auch weiter möglich, die Ware nach dem alten System einzupacken.

Auch auf den Bauernmärkten an Friedensplätzchen, Kolpingplatz und Lessingplatz wird mittlerweile komplett auf Plastiktaschen verzichtet. Am Stand der Bauernkäserei Straetmanshof kann außerdem Milch in Pfandflaschen gekauft werden. Diese bestehen aus Makrolon, statt aus Glas. „Makrolon lässt sich bis zu 400 Mal wiederbefüllen, Glas nur 200 Mal. Außerdem ist es leichter und kann nicht zersplittern“, erklärt Andreas Straetmans die Entscheidung für das Material. Die Flaschen kosten 1,50 Euro Pfand. 80 bis 90 Prozent kommen etwa wieder zurück, schätzt Straetmans. Sein Unternehmen bietet das Pfandsystem sogar schon seit 1999 an. Bei ihm am Stand können die Kunden zudem auch ihre eigenen Tupperdosen mitbringen. Das gehe aber nicht bei allen Produkten. Bei Frischkäse sei der hygienische Standard nicht mehr gewährleistet. „Wir versuchen so viel Einwegverpackungen wie möglich zu vermeiden, aber manchmal geht es nicht.“

Auch die Supermarktkette Real ermöglicht seit Kurzem das Einkaufen mit Mehrwegbehältern an der Frischetheke. Zum jetzigen Zeitpunkt könne in etwa zwei Dritteln der Real-Märkte mit mitgebrachten Mehrwegbehältern eingekauft werden, teilt das Unternehmen mit. Aufgrund der hohen hygienischen Anforderung müsse das Konzept für jeden Markt einzeln von der zuständigen Lebensmittelbehörde freigegeben werden, heißt es. In den beiden Filialen in Bilk und Heerdt seien alle Anforderungen erfüllt. Wurst und Käse kann in eigenen Behältern gekauft werden.

Das System funktioniert wie bei Ludwig. Die Verkäufer dürfen die Behälter nicht berühren. Ein Tablett hilft. Bereits seit 2017 hat Real Plastiktüten aus dem Sortiment abgeschafft. Kunden haben an der Kasse die Wahl zwischen Baumwolltragetaschen, Permanent-Tragetaschen oder Papiertragetaschen. In der Obst- und Gemüseabteilung sollen die Plastikbeutel ebenfalls abgeschafft werden. Das Unternehmen will dies bis 2020 umgesetzt haben. Aktuell gibt es Mehrwegnetze. Edeka und Rewe bieten seit Kurzem ähnliche Alternativen an.

Es gibt drei Unverpackt-Läden in Düsseldorf

Noch konsequenter verzichten drei andere Lebensmittelgeschäfte in Düsseldorf auf Einwegverpackungen. Es sind: „Unverpackt“ in Düsseltal, „Flinse“ in Flingern und „Pure Note“ in Bilk. Kunden bringen dort ihre eigenen Behälter mit. Timothy Kriemer von „Pure Note“ zieht nach sechs Monaten ein positives Fazit. „Es wird immer besser. Wir haben den Puls der Zeit getroffen.“ „Pure Note“ bietet auch ein großes Angebot an wiederverwertbaren Behältern an: Stoffbeutel, Gläser, Gemüsebeutel. Trotzdem würden die meisten Kunden eigene Dosen mitbringen. Nur etwa 30 Prozent der Kunden kauften noch neue Behälter ein.

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