Immer mehr Bewerber frisieren ihre Zeugnisse

Der Düsseldorfer Wirtschaftsdetektiv Manfred Lotze entlarvt Betrüger, die ihre Unterlagen fälschen.

Düsseldorf. Wenn Manfred Lotze eine heiße Spur hat, dann geht er ihr auf gleiche Weise nach wie einst der berühmte Sherlock Holmes: mit einer Lupe. Mehr Klischee geht kaum. Das Vergrößerungsglas und sein feiner Spürsinn sind seine wichtigsten Instrumente, um Betrüger zu entlarven.

Rund 1000 Bewerbungen überprüft Manfred Lotze im Jahr, Tendenz steigend. Nach der Papier-Kontrolle reist der Experte sogar zu den einzelnen Firmen, von denen die Dokumente stammen sollen und fragt vor Ort: Ist dieses Zeugnis echt?

Die auftraggebenden Unternehmen zahlen für den Dienst 2500Euro pro Bewerbung. Ein lohnendes Geschäft für beide Seiten. Denn der Schaden, den Mitarbeiter mit geschwindelten Kompetenzen anrichten, ist erheblich fürs Firmenkonto sowie fürs Image. Mal ganz davon abgesehen, dass es illegal ist: Bewerbungen zu frisieren, ist kein Kavaliersdelikt. Wer seinen Lebenslauf schönt, betrügt, wer Zeugnisse verändert, begeht Urkundenfälschung.

Aus diesem Grund beugen immer mehr Arbeitgeber und Ausbilder vor. So hat die IHK Düsseldorf für ihre gewerberechtlichen Prüflinge nahezu fälschungssichere Zeugnisse mit Siegel und Hologramm entwickelt. "Der Druck, unbedingt erfolgreich zu sein, ist sehr groß, deshalb wird man Betrug nie verhindern können", erklärt Jens Hüper, Leiter der IHK-Abteilung Recht und Steuern. "Aber wir versuchen, es so schwer wie möglich zu machen."

Und das kann dann noch ziemlich teuer für den Betrüger werden. Denn Fälscher müssen nicht nur mit einer fristlosen Kündigung rechnen, sondern laut einem Urteil des Landesarbeitsgerichts Köln (Az. 11 Sa 1511/99) die aufgewendete Vergütung einschließlich der Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung zurückzahlen.

Häufigkeit Die Detektei Kocks hat im Jahr 2000 für eine Untersuchung 5000 Bewerbungen überprüft, ob sie komplett und wahrheitsgemäß sind. Ergebnis: Rund 30Prozent der Unterlagen waren nicht korrekt. 54,9Prozent der Schummler waren Männer.

Kunden Wirtschaftsermittler Manfred Lotze hat Kunden aus dem gesamten Bundesgebiet, die ihre Unterlagen regelmäßig zur Vorbeugung vor einer Einstellung oder in konkreten Verdachtsfällen überprüfen lassen. Die meisten sind Mittelstandsfirmen aus allen Branchen, aber auch große Unternehmen nutzen seinen Dienst.

Betrüger Die meisten Zeugnisfälscher sind Bewerber für höherqualifizierte Jobs. Lotze: "Es beginnt meist an der Stelle, an denen die künftigen Mitarbeiter mit Werten und Geld des Arbeitgebers in Kontakt kommen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort