Immendorffs Kunst im Lavafeld

Helge Achenbach hat auf der Kanaren-Insel Lanzarote eine Stiftung gegründet. Ein Affe von Immendorff ist schon vor Ort.

Immendorffs Kunst im Lavafeld
Foto: Pepe Vera

Düsseldorf. Lanzarote ist eine besondere Insel unter den Kanaren — anziehend und abstoßend zugleich. Für die einen ist es Liebe auf den ersten Blick. Die kommen immer wieder. Die anderen wähnen sich auf einem Schlackenberg, den sie mit Teneriffa und Fuerteventura vergleichen, wie die Bier- und Brandypreise mit denen auf Mallorca. Die kommen dann nie mehr wieder. Wahre Lanzarote-Liebhaber finden das gut so. Zu denen gehört auch Helge Achenbach. Bereits in den 70er Jahren kaufte er ein Haus an der Costa Teguise, einem der drei Touristen-Hotspots auf der Insel.

Immendorffs Kunst im Lavafeld
Foto: Bernd Nanninga

Jetzt hat Achenbach eine Stiftung auf „seiner“ Insel gegründet, bringt Kunst und Künstler nach Lanzarote. Am 10. Mai wird die Fundación Helge Achenbach zusammen mit einem Unterwassermuseum von Jason de Caires Taylor und einem Achenbach-Stipendium für Internationale Kunsthochschulen im Rahmen eines Insel-Festivals vorgestellt. „Das ist jetzt mein Altersprojekt“, seufzt der 62-jährige sichtlich zufrieden. Auch deshalb: Weil nicht nur etablierte Künstler wie Günther Uecker und Andreas Gursky mitmachen, sondern auch Studenten. Junge Talente wie Moritz Wegwerth und Alex Grein aus der Gursky-Klasse haben bereits die schwarze Schönheit der Insel für sich entdeckt.

Andreas Gursky

Achenbach, von Beruf und Berufung Kunst-Consultant, lebt derweil seine eigenen Talente auf der Insel aus: Künstler, Institutionen und Sponsoren zusammenbringen, anspruchsvolle Ausstellungen organisieren, in alten Gemäuern, aber auch in der Lavalandschaft. Ein Affe von Immendorff blickt von einem Aussichtspunkt auf den Ozean. An anderer Stelle bilden Skulpturen des Bildhauers Tony Cragg einen reizvollen Kontrast zur kargen Umgebung.

Gursky war im Rahmen des Projekts mit seinen Schülern schon zweimal auf der Insel: „Lanzarote ist eine alte Liebe von mir. Früher kam ich regelmäßig, dann eine Reihe von Jahren nicht mehr. Jetzt habe ich die Insel wieder entdeckt.“ Seine Klasse stellt im Mai im Castillo de San José, dem Insel-Museum für zeitgenössische Kunst, aus. Gleichzeitig endet aber auch eine Ausstellung von Günther Uecker, der 300 Aquarelle in einem alten Kloster in der ehemaligen Inselhauptstadt Teguise zeigt.

Es war interessant, im letzten November zu beobachten, wie Touristen, die eigentlich in die Inselmitte gekommen waren, um sich auf dem sonntäglichen Touristenmarkt mit billigen T-Shirts und kopieren Handtaschen einzudecken, auf einmal in dem alten Kloster standen und staunten.

Es gibt schon weitere Ideen und Pläne: Lanzarotes Lavahöhlen, in denen sich früher die Einwohner vor Piraten versteckten, mit Kunst zu bespielen, die Ideen und Werke auf weitere der sieben kanarischen Inseln zu tragen. Gerade war Oswaldo Garcia Betancort, der Bürgermeister von Teguise, in Düsseldorf, um die künstlerische Zusammenarbeit in Anwesenheit der NRW-Kulturministerin Ute Schäfer vertraglich zu besiegeln. Begleitet wurde er vom Insel-Künstler Juan Gopar.

Die engagierten Lanzarotenos versprechen sich von der Kunst-Kooperation den Mehrwert eines anspruchsvollen, nachhaltigen Tourismus für ihre Insel, die bereits 1993 von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt worden ist. Ein Ziel, das schon der unvergessene Insel-Künstler Cesar Manrique zu seinen Lebzeiten verfolgte: Kunst und Architektur sollen parallel zur Natur in der Balance zwischen Tradition und Innovation erlebt werden können.

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