Wohnatlas 2020 Im Umland wohnen, nach Düsseldorf pendeln – wie sich das rechnet

Düsseldorf · Der Kauf einer Immobilie in den Nachbarkommunen kann jahrelang das Familienbudget entlasten.

 Auch Pendeln ist kein Spaß: Autos stauen sich neben der Düsseldorfer Umweltspur.

Auch Pendeln ist kein Spaß: Autos stauen sich neben der Düsseldorfer Umweltspur.

Foto: dpa/David Young

Düsseldorf ist ein teures Pflaster. Vor allem mit Blick auf die Immobilienpreise. So lag hier der durchschnittliche Quadratmeterpreis im vergangenen Jahr bei 4118 Euro. Im Rhein-Kreis-Neuss musste man dagegen 2432 Euro, in Mettmann 2274 Euro und in Duisburg gar nur 1371 Euro pro gekauftem Quadratmeter ausgeben. Da liegt der Gedanke nahe: Warum nicht in der Nähe der Landeshauptstadt Immobilieneigentum erwerben und zur Arbeit nach Düsseldorf pendeln?

Dann entsteht zwar ein zusätzlicher finanzieller und zeitlicher Aufwand für die tägliche Fahrt zur Arbeit. Aber dieser kann sich auszahlen. Eben das zeigt eine Berechnung, die das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) für die Postbank durchgeführt hat. Für diesen „Wohnatlas 2020“ wurde eine lebensnahe Frage gestellt und beantwortet: Wie lange dauert es, bis der Vorteil, den der Kauf der preiswerteren Immobilie im Umland bringt, durch den höheren Aufwand der Pendelei wieder aufgefressen ist? Im günstigsten Fall sind dies gut 60 Jahre, im ungünstigsten immer noch knapp zehn Jahre. Wir zeigen das in unserer Grafik im Einzelnen für die jeweiligen Umlandkommunen.

Im Umland wohnen, nach Düsseldorf pendeln – wie sich das rechnet
Foto: WZ/Ritter

Auch der zusätzliche Zeitaufwand wird in Euro umgerechnet

Der jeweiligen Berechnung liegen diese Parameter zugrunde: In der Gemeinde des Landkreises wird eine Eigentumswohnung von 70 Quadratmetern zum Durchschnittspreis des Landkreises im Jahre 2019 erworben. Alternativ wird eine Eigentumswohnung von 70 Quadratmetern in Düsseldorf zum dort geltenden Durchschnittspreis gekauft. Auch Notargebühren und Grunderwerbsteuer werden berücksichtigt. Weil bekanntlich auch Zeit Geld ist, wird in der Berechnung für den zusätzlichen Pendel-Zeitaufwand der in Düsseldorf im Mittel erzielte Bruttolohn im Jahr 2019 (28,03 Euro je Stunde) veranschlagt.

Ergebnis: Pendler aus Duisburg profitieren am längsten vom günstigeren Wohnungskauf. Der Kaufpreisvorteil wäre bei täglicher Fahrt mit Bus und Bahn zur Arbeit erst nach rund 60 Jahren aufgebraucht (so lange arbeitet freilich kein Mensch). Bei der Fahrt mit dem Auto reduziert sich diese Zeitspanne auf gut 20 Jahre. Auch Pendler, die nach Erkrath oder Neuss ziehen, profitieren nach der Modellrechnung knapp 50 Jahre lang von der Ersparnis. Vorausgesetzt sie fahren mit der Bahn. Autofahrer zehren den Kostenvorteil bereits nach gut 23 Jahren (Erkrath) bzw. 26 Jahren (Neuss) auf.

Bus- und Bahnpendler haben meist länger etwas vom Kaufpreisvorteil der günstigeren Umlandwohnung. Wer allerdings nach Monheim umzieht, profitiert nur rund 15 Jahre vom Kaufpreisvorteil – ganz gleich, ob er mit dem Auto oder dem ÖPNV nach Düsseldorf pendelt. Mit Blick auf Monheim sind (anders als bei den anderen Kommunen) die Nutzer des ÖPNV nicht im Vorteil, weil sie wegen der schlechteren Anbindung für die Strecke im Schnitt 40 Minuten benötigen, die Autofahrer die gut 24 Kilometer lange Strecke dagegen im Schnitt in 26 Minuten zurücklegen. Das 29 Kilometer entfernte Jüchen ist sogar noch schlechter angebunden: Mit Bus und Bahn dauert es knapp eine Stunde, mit dem Auto dagegen nur gut 30 Minuten.

Gabriele Strunk, Regionalbereichsleiterin der Postbank Immobilien GmbH, fasst zusammen: „Das Umland ist gut an Düsseldorf angebunden. Aus 13 der 18 untersuchten Städte sind Pendler mit Bus und Bahn unter 30 Minuten pro Strecke unterwegs. Das macht den Umzug ins Umland für viele Kaufinteressierte attraktiv“. Letztlich könne jedoch nur eine individuelle Analyse der finanziellen Situation, des geplanten Investments und der beruflichen Perspektiven einen realistischen Kostenüberblick liefern. Es mache schon einen Unterschied, wo im Umlandkreis die Wohnung liegt und wo genau die Arbeitsstelle in der Metropole. Und ob ein oder zwei Personen des Haushalts pendeln. Oder, und auch das ist dieser Tage mehr und mehr relevant: Verringern Home-Office-Regelungen die Zahl der Pendeltage? Oder Teilzeit? Oder ist der Renteneintritt absehbar? Auch muss individuell in die Kalkulation einbezogen werden, ob womöglich zusätzliche Kinderbetreuungszeiten organisiert werden müssen, wenn der Arbeitsweg länger ausfällt. Die Zahlen können daher nur grobe Anhaltspunkte geben, die Kalkulation ist immer eine individuelle. Schließlich geht es um viel mehr als nur ums Geld. Möchte man eher das urbane Flair, das Düsseldorf zweifelsohne bietet, oder die grüne Randlage?

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