Im Palais Wittgenstein wird das Fagott zum Belcanto-Star

Beim Symphonischen Palais brillieren Musiker in ungewöhnlichen Besetzungen — fernab vom Trio-Klassiker Klavier, Violine und Cello.

Leah Blomenkamp zeigte, wie gut das Fagott die musikalische Hauptrolle spielen kann. Archivfoto: Anna Schwartz

Leah Blomenkamp zeigte, wie gut das Fagott die musikalische Hauptrolle spielen kann. Archivfoto: Anna Schwartz

Foto: Schwartz, Anna (as)

Düsseldorf. Bestimmte Instrumente kommen in klassischen Konzerten nur selten groß raus. Zu ihnen zählt das Fagott, das Bassfundament der Holzbläser-Gruppe. Im Palais Wittgenstein kann es nun brillieren. Im Rahmen der Reihe „Symphonisches Palais“, diesmal mit Mitgliedern der Orchesterakademie der Düsseldorfer Symphoniker, erklingen gleich zwei Solostücke für das tief klingende Instrument.

Fagottistin Leah Blomenkamp eröffnet die Matinee mit zwei Sätzen aus der Cello-Suite d-Moll von Johann Sebastian Bach — bearbeitet für Fagott. Die Harmonien von Courante und Sarabande kommen hier wunderbar klar zum Vorschein. Manche Melodielinie wirkt in dieser Fassung noch plastischer und knackiger als im Original. Leah Blomenkamp spielt diese musikalisch anspruchsvolle Version technisch souverän und mit einem schönen Schuss Musizierwitz. Nicht minder eindrucksvoll: das Divertimento über Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“ des nur wenig bekannten italienischen Romantikers und Fagottspielers Antonio Torriani (1829-1911). Hier glaubt man, das Blasinstrument würde anfangen zu singen, so melodiös und klangfarbenreich vermag Leah Blomenkamp ihren Part in der kleinen Opernfantasie für Fagott und Klavier zu spielen.

Auch das Programm selbst wirkt sehr durchdacht: Es gibt gleich mehrere Besetzungen, die aufhorchen lassen: So erkling beispielsweise das Horn-Trio Es-Dur op. 40 von Johannes Brahms in der Besetzung für Saxophon und Streicher. Das wirft noch einmal ein anderes Licht auf das wunderbar lyrische, melodien- und harmonienreiche Opus. Eigentlich ist schon die Originalfassung originell: denn Kompositionen für Klavier, Violine und Horn sind im großen Repertoire nur selten anzutreffen, jedenfalls ungleich seltener als das klassische Klaviertrio mit Klavier, Violine und Cello.

Allerdings ist das Ungewöhnliche nicht automatisch auch das Reizvollere: So akkurat und gewissenhaft Saxophonist Lois Alén auch seinen Part spielt, dem Ohr fehlt denn doch etwas das Sonnenaufgangs-Leuchten des Horns, für das Brahms hier so herrliche Melodiebögen spannt.

Zu den Höhepunkten des Vormittags gehören auch die Serenade C-Dur für Streichtrio von Ernst von Dohnányi, schwungvoll und farbig dargeboten von Akademisten. Besonders brillant: das Flötenkonzert Nr. 2 D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Die junge Julia Köhl spielt ihr Solo luftig leicht und mit Sinn für jene Dynamik-Impulse, die dem Rhythmus des Finalsatzes erst den rechten Impetus verleihen. Kräftiger, begeisterter Beifall im gut besuchten, wenn auch nicht ganz vollen Saal. Kleines Manko auf dem Programmzettel: Die Namen der Musiker sind den Stücken nicht in allen Fällen klar zuzuordnen.

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