NRW Hochseilgarten öffnet wieder

Unterbach · Am Sonntag wird am Unterbacher See auch der neue Ninja-Parcours eröffnet. Für das Ferienprogramm gibt es eine Warteliste.

 Jonathan Ritter (8) absolviert im Ninja-Parcours unter Aufsicht von Vater Jörg einen Probedurchlauf.

Jonathan Ritter (8) absolviert im Ninja-Parcours unter Aufsicht von Vater Jörg einen Probedurchlauf.

Foto: Marc Ingel

Für Guido Scholz und sein Team vom Querfeldein-Hochseilgarten waren die zurückliegenden 15 Monate nicht die allerbesten, aber für wen war das schon der Fall. Dennoch litt der Betreiber der Anlage am Südstrand des Unterbacher Sees besonders, denn die Einordnung von Hochseilgärten als Freizeitpark durch den Bund hat die gesamte Branche in der Pandemie quasi lahmgelegt. „Dabei handelt es sich hier um Sport, Abstand ist zudem garantiert, und gerade für Kinder ist das doch enorm wichtig, dass sie sich an der frischen Luft bewegen können“, sagt Guido Scholz.

Aber Lamentieren hilft bekanntlich nicht, auch wenn ihm aus seinem Team von 15 Mitarbeitern nur vier geblieben sind, sogar das Büro ist verwaist. Dennoch wird am morgigen Sonntag wieder geöffnet, „endlich“, atmet Scholz auf – mit Termin, Test, allenfalls in kleinen Gruppen und allem, was sonst noch dazugehört. Am großen Hochseilgarten wurde auch ein neuer Zugang gebaut, „damit die Abstände besser eingehalten werden können und keine Staus entstehen“, erklärt Scholz.

Und es gilt ja auch, den neuen Ninja-Parcours einzuweihen. Den hat der Diplom-Sportlehrer selbst gebaut, zusammen mit dem über 80-jährigen Schwiegervater. Rund 100 000 Euro hat der Betreiber investiert. Fertig war er eigentlich schon vor einem Jahr. Seitdem wartet der durchs Fernsehen bekannte Parcours mit Ringen, Kugelseilen oder Netzen zwischen diversen Plattformen auf große und kleine Abenteurer. „Ich habe zuletzt den Rasen gesät, bin immer mit der Gießkanne herumgelaufen“, erzählt Scholz.

Wie sehr gerade junge Kletterer den Hochseilgarten vermisst haben, zeigt sich daran, dass es für das Ferienprogramm bereits ein Warteliste gibt.

Auch Floßbau, Kanutraining und Bogenschießen in den Ferien

In den Ferien wird das Betätigungsfeld auch ausgeweitet, Floßbau, Kanutraining oder Bogenschießen werden integriert. Dabei sind es gar nicht einmal unbedingt nur junge Besucher, die im Hochseilgarten eine Herausforderung suchen. „Meine Nachbarin ist 76, die hatte hier auch schon ihren Spaß“, berichtet Scholz. Denn auf beiden Anlagen gibt es immer wieder neue Routen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die es bei optimaler Absicherung zu meistern gilt.

Jörg Ritter ist einer der wenigen Mitarbeiter, die Guido Scholz geblieben sind. Er freut sich vor allem für seinen Sohn Jonathan, dass es im Hochseilgarten jetzt wieder losgeht, denn der ist mit seinen acht Jahren ein begeisterter Kletterer. „Endlich mal wieder raus, an die frische Luft, sich sportlich betätigen, Herausforderungen suchen und nicht immer nur in der Bude vorm PC sitzen“, fasst er zusammen.

Kinder wie Jonathan sind es, die Guido Scholz am Herzen liegen, und daher hat er mit den zurückliegenden Monaten und der angeordneten Schließung der Hochseilgärten auch noch nicht abgeschlossen. „Kinder haben keine Lobby, sie wurden in der Corona-Pandemie schlichtweg vergessen. Sie haben ein Recht auf Bewegung und Freiheit“, sagt er. Damit sich das in der Zukunft zumindest für seine Branche ändert, will Scholz nun zusammen mit der Sporthochschule gegen die Einordnung von Hochseilgärten als Freizeitpark vorgehen. „Wir wollen eine belastbare Forderung formulieren“, sagt der 49-Jährige dazu.

Aber nun geht es erst einmal darum, den Hochseilgarten wieder in Schwung zu bringen. Scholz braucht neue Mitarbeiter, die er dann auch noch ausbilden muss, „mit den paar Leuten hier klappt das auf Dauer nicht“, sagt er. Trotz aller negativer Erfahrungen, seit Corona das Leben dominiert, überwiegt bei ihm jetzt der Optimismus: „Ich darf wieder arbeiten, Besucher empfangen, Kindern die Freude am Klettern vermitteln. Was soll ich mich beklagen?“, fragt Guido Scholz und atmet erleichtert durch.

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