„Ich mag die lauten Töne nicht“

Zwölf Jahre sind genug, meint Gerd Welchering. Der Baas der Düsseldorfer Jonges will stattdessen wieder Inline-Skaten gehen.

Herr Welchering, warum hören Sie gerade jetzt auf?

Gerd Welchering: Ich bin 73 Jahre alt. Ich möchte mir nicht nachsagen lassen, dass ich nicht aufhören kann. Es wird Zeit, die Arbeit in jüngere Hände zu geben.

Welchering: Aber das sind immerhin ein paar Jahre weniger. Es ist auch nicht so einfach, jemanden zu finden, der die Zeit hat. Da fallen als Baas pro Woche 25 bis 30 Stunden an. Es sind 50 Heimatabende zu organisieren, dazu kommen 14 Vorstandssitzungen, sechs Sitzungen mit dem geschäftsführenden Vorstand und sechs Tischbaas-Sitzungen. Wer noch einen Beruf hat, kann das kaum leisten.

Welchering: Ja. Vor zehn Jahren lag der Durchschnitt noch bei knapp 70 Jahren, inzwischen sind wir bei etwa 61 Jahren.

Welchering: Durch Überzeugungsarbeit. Wir sind kein elitärer Verein, in den man erst gar nicht hereinkommt. Darum haben wir Hindernisse abgeschafft. Früher konnte nur Mitglied werden, wer in Düsseldorf geboren ist. Dann musste man 20 oder 30 Jahre in der Stadt wohnen. Das haben wir in meiner Amtszeit aufgegeben. Übrigens ohne das an die große Glocke zu hängen.

Welchering: Weil wir eine Menge in der Stadt bewegt haben. Wir sind mit Augen und Ohren immer mitten im Geschehen. Unter unseren Mitgliedern sind fast alle wichtigen Entscheidungsträger. Nicht nur auf lokaler Ebene, sondern bis zur Landes- und Bundespolitik. Walter Scheel ist bei den Jonges ebenso wie es der verstorbene Johannes Rau war.

Welchering: Da fällt mir natürlich sofort der Henkel-Saal ein. Die Entscheidung wurde im Februar 2004 getroffen, praktisch in einer Nacht- und Nebelaktion. Wir haben dann sofort einen Architekten beauftragt. Der Entwurf gefiel auch dem damaligen Oberbürgermeister Joachim Erwin. Das wäre alles noch schneller gegangen, wenn es nicht die langwierigen Verhandlungen mit dem Land wegen der Erweiterung des K20 gegeben hätte. Außerdem haben wir beim Gap 15 dafür gesorgt, dass es nur halb so groß wurde wie ursprünglich vorgesehen.

Welchering: Über den Dialog. Ich mag die lauten Töne nicht. Mir ist es wichtig, Menschen zu überzeugen und nicht zu überreden. Das war uns zum Beispiel bei der Planung des Kö-Bogens wichtig. Damit wird der Stadt ein Stück Historie zurückgegeben. Wir waren zunächst für die lange Tunnellösung, die Stadt wollte zunächst aus Kostengründen nur einen kurzen Tunnel. Nun hat man sich auf einen Kompromiss geeinigt, mit dem jeder leben kann.

Welchering: Wir haben in vielen Stadtteilen Heimatvereine, die dort gute Arbeit leisten. Viele der Mitglieder sind auch bei den Jonges. Warum sollen wir uns einmischen, wenn Vereine vor Ort sich viel besser auskennen?

Welchering: Ich habe mir vorgenommen, noch ein oder zwei Fremdsprachen zu lernen, wahrscheinlich Französisch und Spanisch. Außerdem werde ich wieder mit dem Inline-Skaten anfangen. Das macht mir mehr Spaß als Radfahren. Leider habe ich wegen der Arbeit bei den Jonges die Fliegerei aufgegeben. Obwohl ich das gesundheitlich noch schaffen würde, fange ich wohl nicht wieder damit an. Aber um meine Familie, vor allem die beiden Enkel, werde ich mich mehr kümmern. Die mussten in den vergangenen Jahren oft auf mich verzichten.

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