Hubschrauber-Piloten häkeln für den Weißen Ring

Entspannung im Park nach höchster Konzentration in der Luft.

Düsseldorf. Entspannt sitzen Tim Pittelkow (33) und Carsten Krämer (36) in einem Düsseldorfer Park — und häkeln. Aus bunter Merinowolle entstehen zwei modische Männermützen. Im Hauptberuf geht es bei den durchtrainierten Herren wesentlich hartgesottener zu: Sie sind Hubschrauber-Cops der Polizeifliegerstaffel NRW, jagen im Helikopter Vermissten und Verbrechern hinterher. Pittelkow ist Pilot, Krämer sitzt als Operator hinter ihm. Aber im Nebenjob sind die Polizei-Oberkommissare die „Häkelhelden“: Sie häkeln Mützen für einen guten Zweck.

Fünf Euro von jeder verkauften Kopfbedeckung gehen an die Opferhilfe „Weißer Ring“. 200 Stück haben sie schon verkauft. Motto: „Helfen kann so lässig sein.“

Alles begann, als Pittelkow vor etwa einem Jahr keine passende Wollmütze für sich fand und sich schließlich dachte: „Selbst ist der Mann.“ Das erste Exemplar sei zwar „schief und scheel“ gewesen, fand aber dennoch Anerkennung. Anfangs brauchte er noch mehr als vier Stunden für ein Exemplar. Inzwischen sind es knapp unter zwei Stunden, dann sind 200 bis 350 Meter Wollfaden zu einer Mütze verhäkelt.

Und schnell hatte er seinen Kollegen Krämer mit seiner Woll-Lust infiziert. „Das hat etwas Meditatives, man schaltet ab und häkelt sich in einen Flow. Das ist ein guter Ausgleich zum Job, wo wir ja hochkonzentriert sind.“ Die 300. Mütze soll noch in diesem Jahr vollendet werden.

Die Kollektion besteht aus zwei Modellen für den Sommer, zwei für den Winter — zwischen 25 und 35 Euro das Stück — bei der Farb-auswahl beraten die beiden Beamten gern. Stäbchen, halbes Stäbchen, Luftmasche, Kettmasche — ihre Mütter und Verwandten seien amüsiert vom neuen Hobby. Im Park in Düsseldorf zollen Passanten den Häkelkünstlern uneingeschränkte Anerkennung: „Das ist ja toll.“

Aber was sagen die Polizei-Kollegen dazu? „Klar wurden wir belächelt und es gab Macho-Sprüche“, erzählt Pittelkow. „Aber das hat sich schnell gewandelt und dann kamen am Umkleide-Spind die ersten Bestellungen.“ Inzwischen werde nur noch hin und wieder gelästert: „Früher wurde hier mal über Autos geredet, nicht über Nadelstärken und Wollfäden.“

Bei dem ein oder anderen Vorgesetzten hielt sich die Begeisterung über die beiden fliegenden Häkelhelden auch in Grenzen. Dabei haben sie bereits mehr als 1000 Euro für die Betreuung von Verbrechensopfern zusammengehäkelt. „Es ist die perfekte Lösung, sich trotz Schichtdienst ehrenamtlich zu engagieren“, sagt Pittelkow.

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