Hörspiel im Kino — Beim „Kopfkino“ bleibt die Leinwand dunkel

Das Metropol entwickelt ein neues Konzept für die Sonntagsmatinee-Reihe — auch mit Alfred Hitchcocks und Federico Fellinis Werken.

Hörspiel im Kino — Beim „Kopfkino“ bleibt die Leinwand dunkel
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Düsseldorf. Hitchcock, Fellini und Orson Welles — Namen, die das Herz des Cineasten höher schlagen lassen. Doch wenn die Altmeister sonntags im Bilker Filmkunstkino Metropol auf dem Programm stehen, bleibt die Leinwand dunkel. „Hörspiel im Kino — Kino ohne Bild“ lautet das Motto der neuen Programmreihe, die Theaterleiter Daniel Bäldle ab September einmal im Monat am Sonntagmittag anbietet.

Der begeisterte Filmliebhaber, der schon die erfolgreiche Reihe „Mitternachtskino“ aus der Taufe gehoben hat, möchte mit dieser Hommage an das Radioformat auf die enge Verbindung zwischen Spielfilm und Hörspiel verweisen. „Beide Kunstformen entstanden Anfang des letzten Jahrhunderts aus dem Theater, das nun mit den Möglichkeiten der neuen Massenmedien Kino und Radio weiter entwickelt wurde.“ Tatsächlich haben sich beide Formate gegenseitig beeinflusst und bereichert. „Das Kino von heute wäre anders, wenn es das Hörspiel nicht gäbe,“ so Bäldle, der die Veranstaltungen mit einer kurzen Einführung eröffnen wird.

Hörspiel im Kino — Beim „Kopfkino“ bleibt die Leinwand dunkel
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Den Anfang von vier Vorführungen macht das Hörspiel „Die Vögel nach Oskar Sala“. Die Entstehung des Hitchcock-Thrillers „Die Vögel“ und der Einfluss des deutschen Toningenieurs Oskar Sala mit seinen Soundeffekten stehen im Mittelpunkt dieser Zusammenarbeit von Andreas Ammer mit dem Elektromusiker Console.

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Eine Kinogröße steht auch bei „Die Reise von Giuseppe Mastorna“ im Hintergrund. Federico Fellini hatte für die Hauptrolle Marcello Mastroianni vorgesehen. Aber sein Lieblingsdrehbuch hat er nie verfilmt. Es geht um einen Musiker, der nach einem Unfall im Himmel landet und sich dort gleich mit den Instanzen des Schicksals anlegt. Eine skurrile Reise ins Jenseits voller Komik und tiefsinniger Lebensbetrachtung.

Orson Welles wurde im Alter von 23 Jahren schlagartig mit einem Hörspiel berühmt. Seine Radio-Inszenierung von H.G. Welles’ „Krieg der Welten“ geriet so realistisch, dass tatsächlich tausende Amerikaner glaubten, die Invasion der Marsianer sei Wirklichkeit. Joseph Conrads abgründiges Kolonialdrama „Herz der Finsternis“, das auch im Metropol gezeigt wird, adaptierte er zunächst als Hörspiel, dann verfasste er den Roman als Drehbuch zu seinem geplanten Kinodebüt. Doch den Hollywood-Produzenten war seine Übertragung in die Nazi-Zeit zu heikel. Das Projekt verschwand in der Schublade und mit seinem Kinoerstling „Citizen Kane“ schuf Welles einen Meilenstein der Filmgeschichte.

Der Name Ed Gein wird nicht vielen Kinogängern ein Begriff sein, doch der amerikanische Serienmörder inspirierte nicht nur Hitchcocks „Psycho“, sondern auch die Horror-Filme „Das Schweigen der Lämmer“ und „Das Texas Chainsaw Massaker“. Der einschlägig bekannte Splatterfilmer Jörg Buttgereit widmete sich mit „ Ed Gein — True Crime Hörspiel“ dem Leben des berüchtigten „Schlächters von Plainfield“ — und auch das wird im Metropol zu erleben sein.

Eine Hörspielreihe im Kino, das ist nicht nur für die Kinomacher in Bilk Neuland, sondern auch für den Lizenzgeber WDR. „Ich war selbst verblüfft, dass es das bisher nicht gibt. Aber zum hundertsten Geburtstag des Hörspiels wollen wir es unbedingt probieren,“ so Bäldle. Übrigens: Die Leinwand bleibt zwar dunkel, aber das Saallicht wird nur gedimmt. Und Getränke und Popcorn gibt es auch, soviel Kino muss sein.

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