Hoch, höher, High Heels: Die neue Schuhmode hebt ab

Die aktuellen Schuhe mit 15-Zentimeter-Absatz und mehr sind eine Kraftanstrengung, sagt Modeexpertin Margit Jandali.

Düsseldorf. Sie haben ungefähr die Höhe einer Schreibtischlampe und verwandeln Frauenbeine in vertikale Erotik. Egal, wohin man derzeit blickt, in nahezu jedem Schuhgeschäft stehen Pumps, Stiefelchen und Sandalen mit Absätzen, die man lieber anschauen als tragen möchte. "In diesem Jahr erreichen die Absatzhöhen 15 Zentimeter und mehr", sagt die langjährige Igedo-Managerin Margit Jandali, die heute eine eigene Firma für Mode-PR betreibt. Das sind selbst nach ihrem Dafürhalten "Schuhe, die eine Kraftanstrengung erfordern".

Eine ganze Armada solcher eindrucksvollen Exemplare steht in den Regalen von "Mini Milano" in der Altstadt. Zwölf Zentimeter ist dabei allerdings das Höchste, was Guranda Grigolia zu bieten hat. "Wegen des Drei-Zentimeter-Plateaus unter den Zehen läuft man in Wirklichkeit nur auf neun Zentimetern", erklärt sie und findet das dann fast bequem. "Wenn man gut darin steht, dann ist die Höhe egal."

Kundin Beatrix Steins misstraut dieser Logik jedoch. "Bei sieben Zentimetern ist für mich Schluss." Klar, toll sähe es aus, und auch ihrem Mann gefallen die hohen Hacken. "Aber da tun einem ja nur die Füße weh." Was aus medizinischer Sicht noch das geringste Problem ist.

"Frauen, die diese extrem hohen Schuhe über einen längeren Zeitraum tragen, machen sich den Rücken und die Füße kaputt", sagt Orthopäde Rüdiger Dohmann. Er glaubt, dass vor allem jüngere Frauen einer Victoria Beckham nacheiferten und warnt: "Die Sünden der Vergangenheit rächen sich später, das erleben wir in unserer Praxis leider jeden Tag."

Solche trüben Aussichten hat die 17-jährige Jodie Mair nicht bedacht, als sie sich im vergangenen Jahr ein schickes Paar Schuhe mit Zehn-Zentimeter-Absatz kaufte. "Die trage ich, wenn ich ausgehe." Klar, auch tanzen könne sie darauf. Die größte Gefahr sei nicht, darauf umzuknicken, sondern andere zu verletzten. "Wenn man damit jemandem auf die Füße tritt, tut das ziemlich weh." Ihrem Begleiter Jakob Pesch (17) gefällt die neue Schuhmode ganz gut, nur "zu hoch" sollte es für seinen Geschmack nicht sein.

"Das ist genau das Problem", sagt Dirk Steinbrecher, Geschäftsführer des Schuhhauses Prange auf der Königsallee. "Die mittlere Absatzhöhe ist im Einkauf zurzeit so gut wie gar nicht vertreten. Und das, was es gibt, ist nicht gerade sexy." Dann lieber High Heels. Die haben bei Steinbrecher gut und gerne auch mal 16 Zentimeter. "Das ist unser letztes Paar", sagt er und zeigt ein geometrisches Gebilde aus schwarzem Leder für 675Euro.

Die Schuhe, sechs Paar hatte Steinbrecher geordert, standen erst wenige Tage im Geschäft, da fanden sie in einer Mittzwanzigerin ihre Meisterin. "Die Frau hatte das Paar am Wochenende im Schaufenster gesehen", erzählt Verkäuferin Nicole Henskes. Gleich am Montag probierte die Kundin die Schuhe an, absolvierte einen perfekten Probelauf und bezahlte.

Nach Einschätzung von Margit Jandali wird es die extreme Schuhmode zumindest noch bis ins nächste Jahr schaffen. Dann aber soll es langsam wieder moderater werden.

"Die amerikanische Zeitschrift Vogue feiert schon die nächste Schuh-Neuheit", sagt Jandali. Und die fällt mit drei bis vier Zentimeter hohen Absätzen nahezu harmlos aus.

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