Hilfsaktion: Die Schule läuft für Emma-Rosa

Eine neunjährige Schülerin aus Niederkassel kämpft um den Anschluss ans Leben. Familie und Schule helfen ihr dabei.

Düsseldorf. Die Grundschule Niederkassel setzt sich am 12.Juni in Bewegung. Bei einem Charity Walk wollen Schüler und Lehrer Geld sammeln, um ihrer Klassenkameradin Emma-Rosa zu helfen. Denn in den letzten Herbstferien hatte sich die Neunjährige auf ein Quadbike gesetzt, ein vierrädriges Motorrad, und war losgefahren. Sie stürzte so unglücklich, dass sie drei Wochen auf der Intensivstation nicht ansprechbar war. Anschließend wurde sie sechs Monate lang in einer Bochumer Spezialklinik für Querschnittgelähmte behandelt.

Die ersten Monate nach dem Unfall müssen schrecklich für die Familie gewesen sein. Die Mutter Sandra Mertzokat erinnert sich: "Emma-Rosa konnte sich nicht äußern. Doch eines Tages merkte ich: Sie reagiert. Ich schrieb auf, sie solle die Zunge herausstrecken. Sie hat es getan. Und nun hat sie auch sprechen gelernt."

Alles dreht sich zu Hause um Emma-Rosa. Vater und Mutter teilen sich ihre Arbeit so ein, dass sie viel zu Hause sind. Der 13-jährige Bruder Nicolas und die 11-jährige Katharina helfen, so gut sie können. Aber Emma-Rosa selbst kann natürlich nicht mehr so wie früher. "Sie war ein wildes Kind. Sie spielte Fußball im SC West", sagt Klassenkameradin Annika. "An ihr ist ein Junge verloren gegangen. Es fällt ihr jetzt besonders schwer, ruhig zu sein", erklärt die Mutter.

Das Mädchen lernte, mit der Kanüle im Hals umzugehen. Es kann essen und sprechen. Ihr Bruder meint: "Meine Schwester ist ganz klar im Kopf." Neuerdings fährt sie einmal pro Woche im Rollstuhl, den Kopf in einer speziellen Kopfstütze, in ihre alte Klasse in der Niederkasseler Straße. "Früher hat sie sich mehr auf die Pause als auf die Schule gefreut. Jetzt ist sie glücklich, wenn sie mit anderen Kindern zusammen ist", sagt die Mutter.

Die Klassenkameraden reagieren erstaunlich gut, gehen lieb mit ihr um und besuchen sie zu Hause. Für sie ist es klar: "Wir laufen für Emma-Rosa." Und die Mutter freut sich über ihr Kind: "Ich bin froh, dass sie sich so offen zeigt und sich nicht versteckt." Sie durfte sogar in der Arena dabei sein, als die Fortuna das entscheidende Spiel gewann.

In der Wohnung gibt es jetzt einen Lift ins Gartengeschoss. Nun soll Jouko, der Irish Terrier, zu einem Therapiehund ausgebildet werden. Emma-Rosa liebt das Tier, hat den Hund gern im Bett und sagt: "Ich weiß ja von früher, wie er sich anfühlt. Ich muss ihn jetzt gar nicht streicheln."

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