Hilfe für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch

450 Mal führte die Befruchtung im Reagenzglas am Unikid 2014 zum Erfolg.

Hilfe für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch
Foto: S. Lepke

Düsseldorf. Manchmal wünscht sich Dr. Jan-Steffen Krüssel, seine Patienten hätten eher zu ihm gefunden. Krüssel leitet das Kinderwunschzentrum der Uniklinik, kurz Unikid. Paare, die zu ihm kommen, versuchen häufig seit Jahren ein Kind zu bekommen — ohne Erfolg. „Der Leidensdruck ist oft enorm“, sagt Krüssel.

Doch Krüssel kann seinen Patienten meist nur bedingt Hoffnung machen. Liegt die Chance, mittels künstlicher Befruchtung ein Baby zu bekommen, im Schnitt bei rund 30 Prozent, sinkt sie rapide, wenn die Frau älter als 35 Jahre ist. „Viele Frauen unterschätzen, welche Rolle das Alter spielt“, sagt Krüssel, der nicht damit hinter dem Berg hält, wenn die Chancen schlecht stehen: „Ich berate relativ kritisch.“

Die meisten Paare schreckt das nicht. Über 1000 Punktionen — so nennt sich die Entnahme der Eizellen — hat das Team um Krüssel im vergangenen Jahr vorgenommen. Rund 450 Mal führte die Befruchtung im Reagenzglas danach zum Erfolg. In Krüssels Büro hängen zahlreiche Fotos von Babys, die es ohne ihn möglicherweise nicht gäbe. Obwohl der Platz begrenzt ist, freut sich Krüssel über jedes neue Foto, das bei ihm eintrudelt: „Das ist superschön“, sagt er.

Trotz erfolgreicher Behandlung verschweigen viele Eltern aber lieber, wie ihr Kind genau entstanden ist. „Künstliche Befruchtung ist ein Tabuthema“, sagt Krüssel. Vielen Paaren sei es peinlich, dass es mit dem Kinderkriegen auf natürlichem Weg nicht geklappt hat. Vor allem, wenn es am Mann lag. Und das ist immerhin bei der Hälfte der Paare der Fall. „Viele meinen noch immer, das lasse Rückschlüsse auf die Potenz zu.“

Einige Frauen suchten das Kinderwunschzentrum zudem nur heimlich auf, weil sie Sorge hätten, dass der Arbeitgeber von ihren Bemühungen erfährt und dann, „bei der nächsten Beförderung der Mann dran ist.“ Die Karriere spielt allerdings weniger eine Rolle, wenn Frauen zu ihm kommen, die ihre Eizellen einfrieren lassen, um die biologische Uhr auszutricksen. „Meist haben diese Frauen einfach nur noch nicht den richtigen Partner gefunden.“

Auch Krüssel musste anfangs Überzeugungsarbeit leisten. Seit in Erlangen Anfang der 80er Jahre das erst „Retortenbaby“ zur Welt kam, forscht auch die Uniklinik Düsseldorf auf diesem Gebiet. Anfangs bot die Klinik eine Sprechstunde für Paare an, bei dem es mit dem Kinderkriegen nicht so recht klappen wollte. Daraus entwickelte sich dann das Kinderwunschzentrum. Weil die Verantwortlichen die hohen Kosten scheuten, stieß das Projekt anfangs allerdings auf Skepses.

Doch das Konzept hat sich bewährt. Seit rund zehn Jahren arbeiten Ärzte am Unikid nun fachübergreifend zusammen, um Paaren ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Das Kinderwunschzentrum schreibt längst schwarze Zahlen und zählt mittlerweile zu der größten Einrichtung ihrer Art an einer Klinik in Deutschland.

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