Ausstellung Fotos zeigen Opfer der Atomkraft

Düsseldorf · In der Ausstellung „Fukushima – eine notwendige Erinnerung“ sind Bilder des Japaners Kenji Higuchi zu sehen.

 Zwei japanische Polizisten mit Mundschutz stoppen ein Auto. Sie überwachen die Sperrzone, die kurz nach dem Unglück um das Kraftwerk Fukushima eingerichtet wurde.

Zwei japanische Polizisten mit Mundschutz stoppen ein Auto. Sie überwachen die Sperrzone, die kurz nach dem Unglück um das Kraftwerk Fukushima eingerichtet wurde.

Foto: Kenji Higuchi

Zum achten Jahrestag der Atomkatastrophe von Fukushima zeigt die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus eine Fotoausstellung des japanischen Fotografen Kenji Higuchi. Die Fotos werden in Kooperation mit Sayonara Nukes Düsseldorf, der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Dortmund und der Vereinigung der Internationalen Ärzte zur Verhütung eines Atomkrieges Ortsgruppe Dortmund präsentiert. „Sie sollen die Opfer der Atomkraft zeigen, von denen man nichts weiß“, sagt Kazuko Kanuma-Kölzer von Sayonara Nukes Düsseldorf.

Ein schmuckloser Raum mit Stellwänden, darauf große farbige und schwarzweiß Fotos mit Alltagsszenen, Landschaftsaufnahmen oder Gesichter aus Japan. Eine Frau hält einen Bilderrahmen mit dem Bild eines Mannes umrahmt von einer schwarzen Schleife im Arm. Zwei japanische Polizisten mit Mundschutz stehen an einer Straße und stoppen ein Auto. Auf den ersten Blick ist der Zusammenhang zur größten Nuklearkatastrophe in Japan, dem Supergau am 11. März 2011 im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi, nicht sichtbar. Erst die Bildunterschriften klären auf. Frau Kanika hat ihren Mann durch Aufräumarbeiten im Reaktor verloren. Die Polizei überwacht die Sperrzone, die kurz nach dem Unglück um das Kraftwerk eingerichtet wurde.

Details der Kraftwerke treffen auf menschliche Schicksale

Die scheinbare Harmlosigkeit der Aufnahmen macht sie so bedrückend. Auf der gegenüberliegenden Wandseite stehen Informationen zur aktuellen Situation der Kernkraft in Japan. Ein Widerspruch drängt sich auf. Die Fotos der Verstrahlten und Vertriebenen auf der einen Seite und die nüchternen Details zum Betrieb der Kraftwerke auf der anderen Seite.

 „Eigentlich bin ich stolz, Japanerin zu sein, aber für die Politik von Japan schäme ich mich“, gesteht Kazuko Kanuma-Kölzer. Die Japanerin kam als kleines Kind vor 53 Jahren nach Deutschland. Den Verein Sayonara Nukes Düsseldorf hat sie mit anderen im Herbst 2011 gegründet, um auf die Nachteile der Kernkraft aufmerksam zu machen und deren Nutzung auch in Nippon zu verbieten. Übersetzt heißt Sayonara Nukes „Auf Wiedersehen Atomwaffen“. Das sei im Sinne von „verschwinde!“ zu verstehen und gelte für die Nutzung der Atom- oder Kernkraft ganz allgemein.

Der Fotograf selbst ist durch seine Arbeit strahlenkrank geworden

Die Schäden für die Menschen durch die friedliche Nutzung der Kernkraft wie in Japan dokumentiert der Fotograf Kenji Higuchi seit den 1970er Jahren. In der Ausstellung sind auch seine frühen Fotos zu sehen: Arbeiter bei Wartungsarbeiten im Kernreaktor oder in einem See badende Japaner vor einem Kernkraftwerk. Das letztere Foto mit dem Titel „A Beautiful Day at Chrystal Beach“ gehört zu den bekanntesten von Kenji Higuchi. Er war Professor für Fotografie an mehreren Institutionen in Tokyo. Wie gefährlich ein Bad unweit eines Kernkraftwerkes ist, haben die Menschen nicht gewusst. Er selbst ist durch seine Fotoarbeiten strahlenkrank geworden.

Immer noch entweicht täglich Radioaktivität aus dem havarierten Kraftwerk in Fukushima. „Fast eine Million Kubikmeter radioaktiv verseuchtes Wasser lagert in Tanks auf dem Gelände“, erläutert Petra Alt von Sayonara-Nukes-Düsseldorf. Es sei daher unverantwortlich, dass einige Spielstätten der Olympischen Spiele 2020 in Japan ganz in der Nähe des Unglücksortes liegen. „Wer schickt freiwillig seine Sportler in dieses Gebiet?“, fragt Kazuko Kanuma-Kölzer entsetzt. Am 9. März ruft Sayonara-Nukes zu einer Protestkundgebung gegen die Austragung der Spiele in Fukushima auf. Treffpunkt ist um 14 Uhr vor dem Gerhart-Hauptmann-Haus.

Die Ausstellung „Fukushima – eine notwendige Erinnerung“ ist noch bis zum 2. Mai zu sehen.

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