Hetzjagd an der Königsallee: Video schockt Angehörige

Auftakt des Prozesses um den tödlichen Streit: Die Angeklagten schweigen.

Düsseldorf. Das ging unter die Haut: Immer wieder mussten Schwester, Ehefrau und auch der Bruder von Ömer H. am Freitag den Gerichtssaal verlassen, weil sie die schrecklichen Worte und Bilder nicht mehr ertragen konnten. Überwachungskameras hatten fast die komplette Hetzjagd durch das Kö-Center aufgezeichnet. Am Ende sah man, wie der schwer verletzte 24-Jährige noch einmal auf die Beine kam, einige Meter lief und dann zusammenbrach. Da brachen auch viele Zuschauer des Prozesses in Tränen aus.

Die Schwester des Toten erlitt einen Nervenzusammenbruch, als die beiden Angeklagten Mohamed T. (23) und Darauan H. (24) in den Saal geführt wurden. Sie sollen mit Ömer H. in der Diskothek wegen einer jungen Frau in Streit geraten sein, die Probleme an der Kasse hatte. Was sich dann abspielte, wurde per Video eingespielt.

Ömer H. lief plötzlich los und rannte in vollem Tempo Richtung Königstraße davon, seine Verfolger waren ihm dicht auf den Fersen. Nachdem er einen Schuh verloren hatte, stürzte der 24-Jährige zu Boden, wurde getreten und geschlagen. Doch er rappelte sich noch einmal auf und setzte seine Flucht fort.

Was sich dann abspielte, dauerte nur wenige Sekunden. Der 24-Jährige wurde gestoßen und fiel in eine Scheibe, die zersplitterte. Was folgte, wurde von der Kamera nicht genau eingefangen. Allerdings sah man, dass einer der Täter dem am Boden liegenden Opfer noch einen festen Tritt versetzte. Danach liefen die beiden Angreifer sofort davon. Fast gespenstisch wirkten die Aufnahmen, als das blutende Opfer sich noch einmal erhob und einige Meter hinter den Tätern herlief.

Die Angeklagten, die bereits mehrfach vorbestraft sind, äußerten sich am Freitag nicht zum Tatgeschehen. Dafür sagte der Kriminalbeamte aus, der Mohamed T. vernommen hatte. Der 23-Jährige habe den Tod von Ömer H. bedauert. Der Streit habe sich ganz plötzlich entwickelt. „Wir wollten doch alle nur feiern“, soll er gesagt haben, „der Sturz hätte auch mich treffen können.“

Außerdem sagte der 33-jährige Mediziner aus, der Ömer H. obduziert hat. Danach hat das Opfer eine schwere Schnittwunde am Hals erlitten und ist verblutet, weil sich im Hirn ein Ödem gebildet hat. Ob der Tritt die tödliche Verletzung mitverursacht hat, konnte der Arzt nicht sagen.

Zwischenrufe wie „Feigling“ oder „Hauptsache, du warst dabei“ gab es, als Yassine T. (23) in den Zeugenstand gerufen wurde und die Aussage verweigerte. Er hatte Ömer H. zunächst mitverfolgt, war aber an den Misshandlungen nicht beteiligt. Der Prozess wird fortgesetzt.

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