Hetzjagd an der Kö: Täter müssen 7,5 Jahre in Haft

Tumulte nach dem Urteil im Gerichtssaal. Familie des Opfers rastete aus.

Düsseldorf. Fast schon zu Ende war der Prozess um die tödliche Hetzjagd an der Königsallee — da kam es gestern Nachmittag noch einmal zu Tumulten im Landgericht, als die Angeklagten Mohamed T. (24) und Ibrahim S. (22) aus dem Saal geführt werden sollten.

Sie waren zuvor zu jeweils siebeneinhalb Jahren Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt worden, weil sie am 5. November vergangenen Jahres den 24-jährigen Ömer H. in eine Schaufensterscheibe gestoßen und misshandelt hatten. Das Opfer war an den Folgen einer Schnittwunde verstorben.

Nach der Urteilsverkündung hatte es zunächst im Zuschauerraum wütende Zwischenrufe gegeben. Dann erlitt zunächst die Schwester von Ömer H. einen Nervenzusammenbruch, die als Nebenklägerin mit im Gerichtssaal sitzen durfte. Sekunden später sprang auch Bruder Gökhan H. auf und lief auf die beiden Angeklagten zu. Die Wachtmeister konnten ihn aber rechtzeitig stoppen.

Obwohl viele Zeugen gehört wurden, konnte nicht geklärt werden, wie es zu dem Streit kam und ob Ömer H. auch provoziert hat. Das Gericht stellte allerdings fest, dass diese Frage letztlich von geringer Bedeutung war. Denn als Ömer H. nach dem Streit auf der Treppe der Kö-Disco plötzlich weglief, habe sich eine neue Situation ergeben.

Ebenfalls unklar blieb, ob Ömer H. allein an den Folgen des Sturzes starb, oder ob die Misshandlungen mitverantwortlich für seinen Tod waren. Auf Videos war zwar zu sehen, dass Ibrahim H. dem am Boden liegenden Opfer noch einen Tritt und einen Faustschlag versetzte. Doch der Gutachter ging davon aus, dass die tödliche Verletzung der Halsschlagader durch die Scheibe verursacht wurde.

Staatsanwalt Matthias Ridder hatte eine Haftstrafe von acht Jahren für beide gefordert. Sie hätten das Tatgeschehen zwar eingeräumt, aber versucht, die eigene Rolle herunter zu spielen. Strafmildernd für Mohamed T., der erheblich vorbestraft ist, war sein Geständnis und die Tatsache, dass er sich bei der Familie entschuldigte. Die Entschuldigung wollte der Vater von Ömer H. jedoch nicht annehmen, weil die Täter nach dem Sturz noch geschlagen und getreten hatten.

Ibrahim H. war bisher nicht vorbestraft. Da er aber für die Misshandlungen des 24-Jährigen verantwortlich war, muss er ebenfalls für sieben Jahre und sechs Monate ins Gefängnis.

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