Herr Collins macht die Kinder froh

Er gewinnt keine Rennen mehr, aber er ist und bleibt beliebt bei Jung und Alt. Erst trainierte Kim Collins die Düsseldorfer Kinder, dass sprintete er auf Rang vier — mit 41.

Herr Collins macht die Kinder froh
Foto: Bernward Franke

Vor dem PSD-Bank-Meeting, dem großen Leichtathletik-Fest in der Halle im Arena-Sportpark, ist es seit sieben Jahren Kult: Das Kinder-Training mit Sprint-Weltmeister Kim Collins aus dem karibischen Kleinstaat St. Nevis und Kitts. Das war auch diese Woche wieder so. Mehr als 60 Kinder von sieben bis elf Jahren aus dem Düsseldorfer Norden hatten sich im Eingangsbereich der Leichtathletikhalle samt ihren Eltern versammelt und warteten auf ihren prominenten Trainer. Zwei Minuten vor Trainingsbeginn kam er dann endlich, dick eingemummt zusammen mit Meinolf Grundmann vom Stadt-Sportbund: der Herr Weltmeister Kim Collins.

Kaum war die Eingangstür auch nur einen Spalt geöffnet, da streckten sich dem 41-Jährigen schon allerlei Kinderhände zum Abklatschen entgegen. Und schon war der Weltmeister im 100-Meter-Lauf von 2003 (in der Zeit vor Usain Bolt) wieder in seinem Element. Eigentlich hatte Collins seine Rennschuhe nach der WM im August 2017 ja ebenso wie Bolt an den Nagel gehängt, aber dann konnte er es doch wieder nicht lassen. Im November, nach nur drei Monaten ohne Leistungssport, gelüstete es ihn doch wieder, zu trainieren und die Winter-Indoor-Saison zu planen. Und schon ging die Anfrage raus an sein „geliebtes Düsseldorf“.

Im hiesigen Wettkampfbüro fielen die Organisatoren des Hallen-Meetings aus allen Wolken, als Collins Startwunsch bekannt wurde — und sagte natürlich nicht Nein. Auch für ihn selbst war das keine Frage: „Es geht nicht anders, ich liebe halt Düsseldorf“, gestand der Weltklasse-Sprinter nun, „besonders meine vielen Kinder hier“. Und dass die vielen Kids auch ihn lieben, bekam er gleich zu spüren.

Das begann schon beim Warmlaufen: Für drei Runden ging es auf die Bahn, Collins trottete mit den Kleinsten und Langsamsten ganz hinten mit, da fragte ihn ein wohl acht-jähriger Knirps im feinsten Englisch: „Sir, how old are you really?“ (Wie alt sind Sie wirklich?) Collins setzte sein nettestes Lächeln auf und antwortete in Deutsch: „Einundvierzig“. Dem Knirps verschlug es die weitere Sprache, und hätte Collins „42“ gesagt wäre was auch nicht gerade gelogen gewesen, denn das wird er in knapp zwei Monaten. Man merkt es ihm kaum an. Anschließend gab es nach Start- und Antrittsübungen Staffeltraining. Mit Engelsgeduld erklärte der ausgebildete Sportlehrer den Kindern auf Englisch, wie der Stab schnell und richtig weiter gegeben wird.

Dass er nicht nur erklären, sondern auch selbst noch sprinten kann, bewies er am Abend danach. Da war Collins wieder einer der Top-Stars beim 60-Meter-Lauf, und schaffte es selbst mit seinen 41 Jahren wieder in Finale — im Gegensatz zum Deutschen Meister Julian Reus. Im Finale wurde Collins im Weltklassefeld erstaunlicher Vierter in 6,60 Sekunden.

„Jaja, die Konkurrenz ist viel jünger, da komme ich nicht mehr ganz so schnell mit,“ kommentierte Collins sein Ergebnis und freute sich ganz besonders darüber, dass die Kinder vom ASC Düsseldorf, mit denen er am Vortag im Staffeltraining geübt hatte, den Schüler-Staffellauf gewonnen hatten. „Dann war das ja ein guter Job von mir, oder?“, fragte er lachend. Die Antwort erübrigte sich natürlich.

Spannender war da eine andere Antwort. Die auf die Frage, ob er im nächsten Jahr erneut nach Düsseldorf kommen wird: „Maybe.“ Vielleicht. Meinolf Grundmann vom Stadtsportbund wäre es nur recht: „Ich wüsste gar keinen Anderen, der Collins ersetzen könnte.“ Auch wenn er dann schon tatsächlich 42 Jahre alt wäre.

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