Helge Achenbach: Liegestütze im Knast

Dorothee Achenbach hat ihren Mann zum ersten Mal in U-Haft besucht. Sie sagt, er sei traurig, aber nicht depressiv.

Helge Achenbach: Liegestütze im Knast
Foto: privat

Düsseldorf. Dorothee Achenbach (44), Ehefrau des Kunstberaters Helge Achenbach, ist als gute Fee bekannt. Sie ist Kinderbotschafterin des Deutschen Roten Kreuzes, setzt sich für „Kunst gegen Sucht“ ein, sammelt Geld für den Kinderhilfsverein „Sterntaler“ und hat seit zehn Jahren vor Weihnachten ihren großen Auftritt in der Kunstsammlung K21 als Schirmherrin der Aidsauktion Heartwork.

Ihr Charme und ihre Beharrlichkeit im Sammeln von Spenden und Kunstwerken für einen guten Zweck sind bekannt. Am Dienstag stand sie nicht im Scheinwerferlicht. Sie besuchte still und leise mit einem der Söhne ihren Mann in der Essener Justizvollzugsanstalt.

Seit drei Wochen sitzt er dort, weil die Witwe des Aldi-Erben Berthold Albrecht Strafanzeige gegen ihn erstattet hat. Sie wirft ihm Betrug in Millionenhöhe vor. Für Dorothee Achenbach war es der erste Besuch im Knast, und sie wünscht sich, dass es auch der letzte sein möge.

Im WZ-Gespräch erzählt sie, wie sie durchleuchtet wurde, damit sie nicht etwa irgendetwas einschmuggelt. Das Mitbringen von Leckereien, Büchern, Briefen und Zeitungen sei verboten. Lediglich Münzgeld durfte sie in der Tasche haben, um Süßigkeiten am Automaten in der Anstalt zu ziehen. „Ich habe ihm eine bunte Tüte Haribo Color-Rado und Schokolade gekauft.“

Wie würde er aussehen in der neuen, kahlen, kunstfreien Zone? Abgemagert? Depressiv? Dorothee Achenbach war im kleinen, freundlich gestrichenen Besuchsraum beruhigt: „Er ist in einer erstaunlich stabilen Verfassung. Traurig, aber nicht depressiv.“

Und das Anstaltsleben? „Eine Stunde kommt er täglich beim Rundgang an die frische Luft. Dann kann er sich mit Mitgefangenen unterhalten. Da sind viele junge Leute mit schrecklichen Schicksalen.“ Hier muss der ehemalige Sozialpädagoge, der während des Studiums ein praktisches Jahr in der Haftanstalt Siegen verbracht hatte, offensichtlich in seinem Element sein. Denn Dorothee Achenbach erzählt: „Er versucht schon, die jungen Leute zu therapieren.“

Helge Achenbach, der kommunikative Mensch, der im Alltag Hunderte von Kunstfans und Sammler um sich zu scharen pflegt, sitzt allein in der Zelle. Manchmal habe er auch einen Mitinsassen. Es sei verständlich, dass er seine Kinder und den Hund vermisse, einen kleinen Münsterländer, den es seit einigen Monaten in der Familie Achenbach gibt.

Aus der Bibliothek der Haftanstalt dürfe er sich Bücher holen. „Lesen und Schreiben, das sind seine Tätigkeiten. Er hat viel Zeit“, erklärt sie. Vom Medienrummel draußen in der freien Welt bekomme er nichts mit. Die Beamten seien nett zu ihm. Über sie erhalte er ab und zu eine Zeitung vom Vortag.

Und sein Aussehen? „Er ist dünner geworden, hat etwas abgenommen. Er ernährt sich bewusst. Er treibt Sport in der Zelle, übt Liegestütze und Sit-ups, also, den Oberkörper aus dem Liegen aufzurichten“, sagt sie.

Über die Dauer des Aufenthaltes in der U-Haft gebe es keine Angaben. Weder Helge könne das sagen noch die Rechtsanwälte der Kanzlei Thomas Deckers Wehnert Elsner von der Wasserstraße in Düsseldorf, die ihn betreuen.

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