Helfer bei Demenz: Sie begleiten die Vergessenden

Regelmäßig bildet die Caritas ehrenamtliche Demenzbegleiter aus. Zwei Frauen erzählen, was sie bei ihrer Arbeit mit den alten Menschen erleben.

Düsseldorf. Was kann man von einem Menschen lernen, der nicht mehr weiß, wo er lebt? Vielleicht nicht mehr weiß, wie seine Kinder heißen, und manchmal nicht einmal mehr weiß, wer er selbst eigentlich ist? Viel, sagt Bettina Nerlinger-Dohrenbusch. „Es gibt nicht nur meinen Weg, den einen. Das musste ich akzeptieren lernen“, sagt die 55 Jahre alte Unterbacherin und erinnert sich an diese eine Situation.

Da war der Mann, der sein Brötchen geschmiert hat — nicht die Schnittflächen, sondern die gewölbte Kruste. „Dann habe ich es ihm weggenommen. Das geht ja nicht, dachte ich mir“, erzählt sie heute lachend. Dann begreift sie langsam, dass es geht. Warum denn eigentlich nicht? Nur weil es die meisten Menschen anders machen.

Wenn das Gehirn nicht mehr so arbeitet wie früher, und allmählich die Erinnerungen und dann die Persönlichkeit verblassen. Demenz nennen es Mediziner. Für die Betroffenen ist es ein langer Abschied von sich selbst.

Um diese Menschen zu unterstützen, sie sinnvoll zu beschäftigen, bildet die Caritas in Düsseldorf Demenzbegleiter aus. Bettina Nehrlinger-Dohrenbusch ist seit kurzem eine von ihnen. Der Bedarf wächst. In Düsseldorf — davon gehen Schätzungen aus — gibt es 10 000 bis 12 000 Demenzerkrankte.

Ein halbes Jahr lang hat sie einmal pro Woche die Seminare besucht. Alles für eine ehrenamtliche Tätigkeit. „Das waren tolle Referenten“, sagt sie. Dort lernen die Teilnehmer, was sich medizinisch hinter dem Wort Demenz versteckt, wie sie entsteht und wie man mit Betroffenen umgeht. Dieses Wissen wurde in einem zusätzlichen Praktikum erprobt.

Der Dokumentarfilm „Vergissmeinnicht“ habe sie so sehr beeindruckt, dass sie angefangen habe zu recherchieren und dann auf das Kursangebot gestoßen ist.

Gloria Elke Heller (67) hat ein persönlicher Bezug in den Kurs geführt: „Eine Freundin von mir ist an Demenz erkrankt.“ Sie hat ihr Praktikum im St. Anna Stift absolviert. Mit Berührungsängsten in der ungewohnten Situation hatte sie nicht zu kämpfen. Aber dass es nicht einfach ist, merkt auch sie schnell.

„Von einer Woche zur nächsten wissen sie nicht mehr, wer man ist. Das nimmt einen schon ganz schön mit“, sagt die Bilkerin. Sie freut sich stattdessen, wenn bei den Senioren wieder ein bisschen was von ihrer Persönlichkeit durchblitzt. „Da gibt es eine Dame, die ist 89. Wenn ich sie zum Lachen bringe, dann ist sie so schön“, sagt Heller.

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