Heißt der Victoria-Turm bald Ergo-Turm?

Tradition weicht Effizienz: Statt Victoria heißt die Düsseldorfer Versicherung ab sofort Ergo.

Düsseldorf. Spachtel und Farbeimer stehen schon bereit: Bald wird das Victoria-blau im Direktionsgebäude am Victoriaplatz dem Ergo-rot weichen. Mit dem neuen, einheitlichen Namen Ergo wird nicht nur eine große Marke geboren, sondern auch ein Stück Düsseldorfer Unternehmensgeschichte beerdigt - zumindest namentlich.

Eine lange Geschichte endet. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Victoria in Berlin gegründet. Nach seiner Zerstörung im zweiten Weltkrieg wurde der Hauptsitz nach Düsseldorf verlegt. Seit 1997 gehört die Victoria, wie auch die Hamburg-Mannheimer, zur Ergo Versicherungsgruppe, die ab sofort die beiden Markennamen durch den Namen Ergo ersetzen wird. "Intern haben wir schon seit 2004 markenübergreifend gearbeitet", sagt Alexander Becker von Ergo.

Weder für die Kunden, noch für die Mitarbeiter werden sich dadurch vertragliche Änderungen ergeben. "Bis auf den Namen bleibt alles gleich." Einer der Gründe für die Umbenennung sei der zur Versicherungsgruppe gehörende Direktversicherer Karstadt-Quelle. Durch die Insolvenz des Namensvetters, der zu Acandor gehört, werden Imageverluste befürchtet. Zudem sollen für die Kunden fortan alle Unternehmensbereiche direkt zugänglich sein.

Erste äußerliche Veränderungen am Firmengebäude werden wohl erst in der zweiten Jahreshälfte von 2010 sichtbar werden. Auch eine Umbenennung des Turms an der Fischerstraße in Ergo-Turm, der unternehmensintern schon länger so genannt wird, scheint sehr wahrscheinlich.

"Schade" findet Charly Meyer vom Heimatverein Derendorfer Jonges die Umbenennung: "Wenn der Name ausgetauscht wird, verschwindet auch der lokale Bezug zum Unternehmen." Um die bedeutungslose Vokabel mit Werten und Emotionen aufzuladen, müsse laut Ergo mindestens ein zweistelliger Millionenbetrag investiert werden. Die Beschränkung auf wenige Kernmarken ist in der Wirtschaft gängige Praxis: Langfristig können die Unternehmen Geld sparen, weil sie weniger Marken bewerben müssen.

Frank Dopheide, Chef der Werbeagentur Grey, findet den Zeitpunkt der Umbenennung jedoch fraglich: "Vertrauen, gerade in der Versicherungsbranche, ist in dieser Zeit das höchste Gut." Unverständnis auch darüber, warum so wertvolle Marken ("Herr Kaiser", etc.) einfach so komplett aufgegeben werden.

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