Serie Ehrenamter Engagiert bei der Aidshilfe seit 1985

Düsseldorf · Werner Josten hat für sein Engagement den Martinstaler bekommen.

 Ehrenamtler Werner Josten mit dem Martinstaler.

Ehrenamtler Werner Josten mit dem Martinstaler.

Foto: Werner Josten, Ehrenamter bei der Aidshilfe Düsseldorf/Aidshilfe Düsseldorf

Noch heute weiß Werner Josten, wie er im Jahr 1985 zur Aidshilfe kam. Es war die Zeit, als der HI-Virus zahlreiche Menschen erkranken ließ, über Aids war noch nicht viel bekannt. Auch ein Freund des damals 29-Jährigen Josten hatte sich infiziert, traute sich aber nicht selbst, bei der erst wenige Monate jungen Aidshilfe um Rat und Hilfe zu fragen. „Da bin ich für ihn hingegangen und bat um Unterstützung“, sagt Josten. Die Organisation befand sich damals noch am Oberbilker Markt, Arbeit gab es reichlich. Josten packte mit an und blieb als helfende Hand. Noch immer unterstützt er die Aidshilfe – inzwischen seit 37 Jahren.

Zu Beerdigungen kam nicht einmal mehr die Verwandtschaft

Die Situation der Betroffenen war Mitte der 1980er-Jahre sehr schlecht, erinnert sich Josten. „Öffentliche Pflegestellen zum Beispiel lehnten es ab, Patienten mit HIV zu pflegen“, sagt er. Es galt, diese wichtige Arbeit selbst zu organisieren. Josten nahm sogar die Aufgabe an, zu Beerdigungen zu gehen, um den an HIV Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Denn oft kamen zum Friedhof nicht einmal die Familien und Freunde. „Sie habe die Erkrankten und Gestorbenen doppelt als Schande empfunden – als Homosexuelle und als Aidskranke. Wir sind zu den Trauerfeiern gegangen, damit überhaupt jemand da war.“

Außerdem sammelte er zusammen mit anderen engagierten Kollegen viele Informationen über Aids, tippte sie auf Papier, kopierte und tackerte alles zu den ersten Hilfsbroschüren. „Eine Herkulesaufgabe war das“, erinnert er sich, „wir machten alles in aufwendiger Handarbeit, für professionellen Druck war kein Geld da.“

Der gelernte Maler und Lackierer übernahm auch immer wieder Hausmeister- und Handwerksarbeiten in der Aidshilfe, die mehrmals umzog. Vom Oberbilker Markt ging es zur Oberbilker Allee, dann an die Worringer Straße und später an die Johannes-Weyer-Straße 1, wo bis heute der Sitz der Aidshilfe ist.

Josten organisierte auch mehrfach das „Festival of Friendship“ mit, eine Open-Air-Veranstaltung, bei der mit Musik und Kultur vor dem Rathaus nötiges Geld für die Aidshilfe generiert wurde. Inzwischen fehlen Sponsoren, das Festival findet nicht mehr statt. Auch beim Checkpoint ist Josten im Team, das Männer auf sexuell übertragbare Krankheiten testet und auch berät.

Das Dienstagsfrühstück für Betroffene findet wieder statt

Aktuell organisiert Werner Josten das Dienstagsfrühstück, ein Treff für Betroffene, die sich morgens kennenlernen und austauschen. Vor der Pandemie kamen an die 40 Gäste. Corona ließ die Veranstaltung nicht zu, so dass der Termin nun wieder etabliert werden muss. „Der Aspekt der Gemeinschaft ist wichtig“, sagt Josten. Generell, so sagt er, gebe es auch nach 37 Jahren Aidshilfe viel Aufklärungsarbeit zu leisten. „HIV bedeutet nicht gleich Aids“, sagt er und wird sich auch zukünftig bei der Aidshilfe engagieren.

Infos über ehrenamtliche Mitarbeit bei der Aidshilfe gibt es unter

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