Ausstellung Heine wird in Düsseldorf mit viel Humor gefeiert

Düsseldorf · 222 Jahre alt würde der Dichter am Freitag. Neben einer Ausstellung gibt es am Samstag eine lange Lesenacht.

 Sabine Brenner-Wilczek, Kuratorin und Direktorin des Heine-Instituts, mit der Zeitung „Heinesche Post“ und Karikaturen von Michael Hüter.

Sabine Brenner-Wilczek, Kuratorin und Direktorin des Heine-Instituts, mit der Zeitung „Heinesche Post“ und Karikaturen von Michael Hüter.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Was hätte sich Heinrich Heine (1797-1856) am Freitag zu seinem 222. Geburtstag gewünscht? Es ist zwar kein runder, aber zumindest eine Schnapszahl. Neben seinen heißgeliebten rheinischen Apfel-Törtchen würde er sich vermutlich über ein gedrucktes Geschenk freuen, das ihm jetzt seine Nachlass-Verwalter im Heine-Institut kredenzen. Der gebürtige Düsseldorfer mit kritischem Kopf und spitzer Zunge hätte sein Vergnügen an der ersten Ausgabe der Zeitung „Heinische Post“ – Zeitung für Romantik und Revolution“, die gestern Instituts-Leiterin Sabine Brenner-Wilczek stolz präsentierte. Mit einer Auflage von immerhin 5000 Exemplaren.

Ein kompaktes Format mit Faksimiles und Porträts (u.a. seines Verlegers Julius Campe) in leichtverständlicher Sprache und nicht in hochgestochenem Germanisten-Chinesisch. So erfahren auch Heine-Novizen allerlei über „Zuckererbsen für jedermann“ und seine Unzufriedenheit über die politischen Verhältnisse, damals in deutschen Landen der Vormärz-Revolution. Neben einem fiktiven Exklusiv-Interview mit Heine, Streitschriften Pro und Contra geht es in erster Linie um „Deutschland ein Wintermärchen“ von 1844. Also um das satirische Epos aus der Feder des damals 47-jährigen Spott-Poeten, das vor 175 Jahren veröffentlicht, in zig Sprachen übersetzt wurde und sicherlich zu seinem Weltruhm beitrug. Und deshalb Thema der Heine-Nacht und einer multimedialen Sonderausstellung ist. Letztere dokumentiert eindrucksvoll und lebendig – u.a. mit Texttafeln, bissigen Karikaturen und einer satirisch spielerischen Medienstation – wie aktuell, pointiert und scharfsinnig Heine bis heute sein kann. Seine giftigen Pfeile in Richtung von Restauration und absolut herrschenden Monarchen, die mit Geheimpolizei die revolutionären Forderungen nach Freiheit, Einheit und Demokratie bekämpften, lässt sich sicherlich heute auf manche Länder (selbst in Europa) übertragen.

Heines Erzfeinde in den 1840er Jahren waren die Zensoren des ‚alten Regimes’, die im Auftrag des gefürchteten und verhassten Fürsten Metternich Heine und seine Mitstreiter per Steckbrief suchten. „Wir wollen auf Erden glücklich seyn und wollen nicht mehr darben“, also jetzt und hier genießen, und nicht erst im Paradies. Mit solchen Forderungen legte sich Heine im Pariser Exil und bei seiner zeitweiligen Rückkehr ins ‚Vaterland’ zudem mit der Heiligen Kirche an.

Beim Gang durch die Schau im Parterre der Bilker Straße 12 fallen zunächst die Texttafeln mit bekannten „Wintermärchen“-Zitaten auf. Sie richten sich gegen Fortschrittsfeinde und Gegner der gefährlichen Dichtkunst. „Beleidige lebendige Dichter nicht, denn sie haben Flammen und Waffen…“ belegen sein Plädoyer für die Kraft der Poesie. Viele dieser eingängigen Verse veröffentlichte Heine auf Schnipseln, verschenkte und verschickte sie, u.a. an seine Schwester Charlotte in Hamburg, die wiederum für die Verbreitung sorgte. Zwar befindet sich der Großteil seines Nachlasses seit Jahrzehnten im Besitz des Heine-Instituts. „Doch mit den „Wintermärchen“-Schnipseln ist es nicht so einfach“, erklärt Brenner-Wilczek. „Immer wieder ersteigern wir aus Privat-Nachlässen kleine Papierstreifen mit Heines handschriftlichen Spott-Versen“. Allein in den letzten zehn Jahren „konnten wir fünf neue ersteigern.“

Ganz in Heines Sinn dürfte auch der zweite Saal gestaltet sein – die Schmunzel-Attacken auf Erziehung, Zensur und preußische Pickelhaube. 50 Karikaturen in Klein- und Großformaten – eigens für die Schau angefertigt von Karikaturisten, die sich zur „Rheinischen Humorverwaltung“ zusammenschlossen. Und mit Comic-Strips und munteren Spielfiguren auf Heines Spuren wandeln.

Klar, dass bei der fünften Heine-Nacht am Samstag das „Wintermärchen“ im Vordergrund steht. Von 19 bis 24 Uhr rezitieren im Heine-Institut, Palais Wittgenstein und Institut Francais renommierte Schauspieler, wie Katharina Thalbach, aus dem  Versepos und Moritz Führmann unter dem Motto „Gute Nacht, Harry!“ zündende Texte aus Heines Lyriksammlung „Neue Gedichte“.

Wer das komplette „Wintermärchen“ hören möchte, sollte die neue CD für zwölf Euro erwerben. Lebendig in Dialogform eingesprochen von Moritz Otto – einem Mimen des Jungen Schauspielhauses. Die Schau läuft bis 1. März.

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