Abschied Und Tschüss - Heino bringt sein letztes Album

Der Schlagerstar kündigt wieder mal seinen Rücktritt an – diesmal soll es endgültig sein. Auf seiner neuen Platte geht es auch um Angela Merkel.

Der in Düsseldorf geborene Heino sagt mit seinem neuen Album Tschüss.

Der in Düsseldorf geborene Heino sagt mit seinem neuen Album Tschüss.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Nur sehr selten ist es Musikern mit Mitte 70 vergönnt, einen solchen Hype um die Person auszulösen wie Heino im Jahr 2013 mit dem Album „Mit freundlichen Grüßen“. Der als Schlager-Barde und umstrittene Volkslieder-Sänger bekannte Künstler erfand sich seinerzeit neu, in dem er Coverversionen bekannter Pop-, HipHop- und Rock-Lieder von Musikern wie den Ärzten, Sportfreunde Stiller und den Beginnern im Rock-Gewand interpretierte. Nicht immer geschah dies zur Freude der Original-Hitlieferanten.

„Natürlich bin ich dankbar, so etwas noch mal erlebt zu haben“, sagt Heino im Interview in Hamburg. „Mit dem Album sind wir von null auf eins gegangen, und innerhalb kürzester Zeit hatte ich mein Publikum um vierzig Jahre verjüngt, was wiederum auch mich verjüngt hat.“ Bis auf die Bühne mit Rammstein beim Wacken Open Air hat es Heino so immerhin geschafft. „Seitdem bin ich Rocker, und seitdem duzen mich die Leute“, sagt der mit schwarzer Lederjacke dekorierte 79-Jährige grinsend. Der jetzt angekündigte Rücktritt ist übrigens nicht der erste –  2005 hatte sich Heino schon mal verabschiedet.

Das neue Abschieds-Album „...und Tschüss“, mit dem sich der in Düsseldorf als Heinz Georg Kramm geborene Interpret erneut vom Showbusiness verabschieden will, ist zwar weniger rockig, funktioniert ansonsten aber nach dem gleichen Muster. Was die mediale Präsenz angeht, ist er auf „Nummer sicher“ gegangen: Zwei Titel der Platte widmet er den berühmtesten Frauen Deutschlands. „Das Model“ von der Elektropop-Legende Kraftwerk ist Heinos Hommage an Heidi Klum. „Heidi war in den Neunzigerjahren in meiner Fernsehsendung „Herzlich Willkommen bei Heino und Hannelore“. Sie war damals 17 – seitdem hat sie eine Weltkarriere gemacht, deshalb habe ich ihr den Titel gewidmet“, sagt der Künstler.

Auch Angela Merkel wird mit einem Lied bedacht

Abgesehen von dem rollendem R hat Heino seiner Version allerdings nicht viel Kreatives hinzuzufügen. Die zweite Dame, die er mit einem Lied bedacht hat, ist niemand geringeres als Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das mit Dance-Beat unterlegte „Bilder im Kopf (Angie)“ ist nicht etwa eine Coverversion des Rolling-Stones-Klassikers, wie man vielleicht vermuten könnte. Es ist eine der wenigen Original-Kompositionen der Platte. „Du gehst mir nicht mehr aus dem Sinn“, säuselt Heino darin, während der Chor das „Angie“ beisteuert. „Ich finde, sie ist eine gute Kanzlerin, aber irgendwann ist es ja immer aus“, resümiert Heino, der sich sonst gern als unpolitisch bezeichnet.

Zu seinem eigenen Abschied zieht der ehemalige Bäckerlehrling aus Oberbilk auch musikalisch noch einmal alle Register: Er swingt zu „Mackie Messer“ aus der Dreigroschenoper, was ihm unerwartet gut steht. Und wiegt sich in Sentimentalität bei der Abschieds-Ode „La Paloma“, die er sich von seinem alten Idol Freddy Quinn ausgeborgt hat.

Der Titelsong entpuppt sich indes als vergnügter Schlager, in dem es heißt: „Ich sage nicht auf Wiedersehen, ich sage nicht Goodbye. Ich mach’s mir nur gemütlicher, hab jetzt mal öfter frei.“ Als wäre das nicht genug an berühmten letzten Worten, bemüht Heino auch noch den Familienclan. Als erstes darf sein musikbegabter Enkel Sebastian Kramm (21) ihm und wohl auch sich selbst die Akustik-Ballade „Der Junge mit der Gitarre“ widmen, was symbolisch als Staffelstab-Übergabe zu verstehen ist. Mit dem Liedgut von Heino hat es nicht viel gemeinsam, wenn Kramm Junior mit glasklarer Stimme Heino skizziert: „Der Junge mit der Gitarre, der Geschichten erzählt. Haltung nicht als Ware, das Herz vorangestellt.“

Zum Schluss gibt Heinos Frau Hannelore (76), die sich früher selbst als Schlagersängerin verdingte, mit „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ die Knef. Mit abgeändertem Text fungiert das Stück als Ständchen zu Heinos 80. Geburtstag am 13. Dezember. Nach fast 60 Bühnen-Jahren und 50 Millionen verkauften Tonträgern werden es aber nicht die Lieder des neuen Albums sein, für die man sich an Heino erinnern wird. Es sind Volkslieder und Schlager wie „Jenseits des Tales“ und „Am Brunnen vor dem Tore“ sowie der Schlager „Blau blüht der Enzian“, für die er im musikalischen Gedächtnis Deutschlands bleiben wird.

Im Frühjahr 2019 will Heino aber sowieso erstmal noch auf große Tournee gehen.

(dpa)
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