Heimat hat keinen Namen

Auch der Dichter Salah ali Ngab gehört zu „Schreiben ohne Grenzen“ und plädiert in seinen Gedichten für ein menschliches Miteinander über alle Grenzen hinweg.

Heimat hat keinen Namen
Foto: Dalga

Vor über drei Jahren floh Salah ali Ngab von Libyen über Tunesien nach Deutschland. Als kritischer Autor und Politiker wurde er in seiner Heimat von zahlreichen islamistischen Gruppen verfolgt und verhaftet. Er gründete eine Partei, mit der er sich ein Jahr lang für eine liberale Demokratie einsetzte und rebellierte mit seinen Zeitungsartikeln gegen islamistische und nationalistische Gesinnungen.

Für einen seiner Artikel wurde er 2015 mit dem Open Eye Award des Literarischen Colloquiums Berlin ausgezeichnet und blieb dort einige Monate, bis er nach Hilden zog. Dort lebt er nun mit seiner Familie. Ngab verfasst aber auch Gedichte. Sie ermöglichen ihm, seine Ansichten und Erfahrungen in komprimierter, aber dennoch aussagekräftiger Form wiederzugeben. In seinen Gedichten „Mein Mutterland“ und „Warum bist du gekommen?“ verarbeitet Ngab seine Wahrnehmung des Heimatbegriffs und stellt klar, dass er sich selbst weniger mit einem einzigen Land, einer einzigen Religion oder einzigen Kultur, sondern eher mit universellen, menschlichen Werten identifiziert. Er selbst bezeichnet sich deswegen als „Weltbürger“.

Der 36-jährige Dichter bringt außerdem sein in Deutschland wiedergefundenes Gefühl von Sicherheit und Freiheit zum Ausdruck, spricht aber auch Vorurteile und Ängste bezüglich seiner neuen, zufällig entdeckten „Heimat“ an. In „Hier und Dort“ betont Ngab die Gleichheit aller Menschen, die erst durch die politischen und gesellschaftlichen Begebenheiten ihres Landes zu dem werden, was sie sind. Im Zuge dessen stellt er die jetzige Situation Libyens kritisch dem NS-Regime gegenüber. Trotz seiner persönlichen Erfahrungen gibt Ngab die Hoffnung nicht auf, dass auch die Lage Libyens sich eines Tages zum Besseren wenden wird.

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