Düsseldorf Heike Scheiter macht Mode für die Miezen

Die gelernte Schneiderin hat sich auf Katzenbodys spezialisiert, sie bietet aber auch Kleidsames für Hunde an.

Düsseldorf: Heike Scheiter macht Mode für die Miezen
Foto: huf

Düsseldorf. Tierfreunde kennen das Problem: Nach Operationen müssen Tiere geschützt werden, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden. Das ist nicht immer einfach. Zum Beispiel: Nina. Die rotblonde Katzenschönheit, Typ Nicole Kidman, lebt auf den Azoren und streift dort am liebsten durch die üppige Natur des Archipels - tags und nachts. Dabei hatte sie sich eine Verletzung zugezogen, die genäht werden musste und danach bei den Streifzügen immer wieder aufbrach.

Düsseldorf: Heike Scheiter macht Mode für die Miezen
Foto: Judith Michaelis

Die Stromerin einsperren? Wer eine Draußen-Katze hat, weiß: Kein Gedanke! Ninas Frauchen Elke, eine ausgesprochene Katzenliebhaberin, wusste Rat: Ein Katzen-Body musste her, bestellt per Internet — aus Düsseldorf. Um Zeit und Kosten zu sparen, nahm eine Freundin das Teil im Fluge mit in den Azoren-Urlaub. Und nun stolziert Nina darin, geschützt und schick in ihrem neuen Body, durchs Unterholz von Madalena auf Pico.

Kater Sami, ein Düsseldorfer, würde man niemals in so ein Teil kriegen, obwohl er direkten Zugriff hätte. Der schwarze Kater lebt bei der Katzen-Body-Designerin Heike Scheiter in Haus und Garten in Ludenberg ebenso wie Kati, die reizende Kartäuser-Mischlings-Dame mit Bernsteinaugen, deren Fell so schön Armani-Beige schimmert. Auf dem Plakat im Mini-Katzenmoden-Atelier posiert noch Katis Vorgängerin, die puschelige Kitty. Heike Scheiter: „Sie war mein Model.“

Damit fing es an. Das ist jetzt sechseinhalb Jahre her. Kitty musste operiert werden und wollte anschließend partout nicht so eine „Tröte“ tragen, wie sie Tiere oft nach einer OP ausladend am Hals haben. Da kam Heike Scheiter die Idee mit dem schützenden Body: „Zuerst habe ich ein weißes Shirt von mir umgearbeitet.“ Aber das behagte Kitty nicht: „Sie ist zuerst damit einfach umgekippt“ — hat sich dann aber doch dran gewöhnt. Das Tier sah vielleicht ein: Immer noch besser als diese Tröte, in die man sich das Katzenstreu schaufelt und mit der man nicht an den Fressnapf kommt.

Danach tüftelte die Katzenmutter weiter an ihrer Idee, bei der man sich fragt, warum nicht schon eher jemand drauf gekommen ist, zum Beispiel einer wie Karl Lagerfeld, der mit den Kollektionen für seine Katze Choupette Millionen verdient.

Dessen Handwerk beherrscht auch Heike Scheiter: Schneiderlehre, Modeschule Eller, mit 24 Jahren selbstständige Maßschneiderei, danach Zwischenmeisterin in der Modeindustrie. Inzwischen arbeitet sie im Atelier bei Breuninger im Kö-Bogen, bringt die Teile der anspruchsvollen Kundschaft auf Maß.

Für ihr privates Start-up hat Heike Scheiter sich ihr Markenzeichen MiezMiez schützen lassen, inzwischen auch WowWau für Hunde, die irgendwelche Anziehsachen ohnehin eher akzeptieren als eigenwillige Stubentiger. Heike Scheiter: „Hunden wird ja auch oft Babykleidung angezogen, aber die hält nicht.“ Nun sind Scheiters Entwürfe auch keine Fashion für Viecher, eher eine Art Medical Mode. Menschen würden solche Sachen aus dem Reformhaus beziehen.

Scheiter liefert nach Österreich, in die Schweiz, nach Frankreich, Spanien und Portugal. Wie steht es mit der Konkurrenz? „Da ist noch ein Anbieter in Holland. Ich merke schon, dass ich beobachtet werde im Netz.“

Die Tiermodemacherin arbeitet mit Naturfasern. Die Bodys bestehen aus Baumwolle mit einem Schuss Elasthan. Scheiter: „Sie müssen hochelastisch und atmungsaktiv sein.“ Die Bestseller sind rot oder grau, oft mit Herz.

Viel Herz braucht die Schneiderin auch für die Kundenbetreuung: Zuhören und trösten gehören zum Job. Die Gründe, seiner Katze einen Body überzuziehen, sind vielfältig: nach Kastrationen und Sterilisationen, nach dem Abstillen von Jungen oder sogar davor, wenn eine für den Nachwuchs lebensgefährliche Blutgruppenunverträglichkeit vorliegt oder für Katzen mit Hautkrankheiten, die sich ihr Fell weglecken.

Scheiter: „Oder Kater, die nicht markieren sollen.“ Aber kann man die nicht kastrieren? Scheiter: „Nicht als Züchter, wenn es wertvolle Tiere sind.“ Je nachdem an welcher Stelle Schutz gefragt ist, werden auch Ärmel oder ein Rollkragen eingearbeitet. Scheiter: „Ich kann auch an der Stelle der Wunde den Stoff verdoppeln.“

Und dann war da mal eine alte Katze, die ständig fror, nicht mehr schlafen konnte, ihr Frauchen demzufolge auch nicht. Dank des Bodys aus Düsseldorf für die Katz schlafen jetzt beide durch.

Gibt es auch ausgefallene Extra-Wünsche? Heike Scheiter erinnert sich an einen Kunden, der seinen Kater in einen Hoody stecken wollte, so ein hippes Shirt mit Kapuze: „Das hab ich nicht gemacht.“ Und wie steht’s mit Expansionsplänen, welches Tier könnte noch einen Body brauchen? Scheiter: „Ich hatte schon Bestellungen für Kaninchen.“ Also, sollte im nächsten April der Osterhase mit einem stylischen Body aus Düsseldorf angehoppelt kommen, dann ist das kein Scherz.

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