Haus der Kreuze und Krippen

Dieses Geschäft ist einmalig — jetzt steht bei den Gebrüdern Clasen ein Wechsel an und vieles ist reduziert.

Düsseldorf. Es ist immer ein bisschen schade, wenn alteingesessener Einzelhandel geht. Das tut er im Fall der Gebrüder Clasen an der Friedrich-Ebert-Straße 35 nun glücklicherweise nicht. Aber dennoch findet eine Zäsur statt. Das 1893 gegründete Geschäft für Fahnen und Vereinsbedarf bleibt bestehen, aber die Räume für christliche Kunst — mit mehr als 1000 Kreuzen, mit prachtvoll geschnitzten Figuren, kostbaren Ikonen, Kerzen, Karten etc. — wird von den Paulusschwestern übernommen.

„Das tut mir auch ein bisschen weh“, sagt Bernd Clasen (48), der in der dritten Generation das Geschäft führt. „Aber beides wird zu viel und mit den Paulusschwestern bleibt immerhin das Angebot erhalten, selbst wenn es reduziert wird.“ Stammkunden sind christliche und vor allem auch orthodoxe Gläubige und Kirchengemeinden. Gerade Letztere sind Clasen ans Herz gewachsen.

Während sich jedermann über zehn Prozent Ausverkaufsrabatt freut, wollen etwa die serbisch-orthodoxen Christen davon gar nicht profitieren. „Wenn da jetzt eine Kerze acht statt neun Euro kostet, geben sie zehn und sagen: Sie waren immer so nett zu uns.“ Teils werden Dinge nun sogar bis zu 60 Prozent herabgesetzt — der holzgeschnitzte Zecher oder Nachtwächter etwa.

Das geht auch an die Adresse von Clasens Tante Maria-Elisabeth, die seit sagenhaften 66 Jahren im Geschäft ist — jeden Tag von 9 bis 18.30 Uhr. „Ich habe den Kontakt zu den Menschen immer gerne gehabt. Sie zu beraten, war mir ein Vergnügen“, sagt die 89-Jährige. Das Geschäft der Clasens ist, so wird es in der Chronik zum Hundertjährigen festgestellt, im Umkreis von 50 Kilometern einmalig. Bis zu 100 Stickerinnen wurden früher beschäftigt, um Fahnen, Messgewänder und Altarschmuck etc. herzustellen.

Für die Düsseldorfer interessant: An der Friedrich-Ebert-Straße gibt es auch um die 500 Krippen mit insgesamt 3000 Figuren zu bestaunen. Da in diesem Jahr die beliebte Krippenausstellung in Gerresheim an St. Margareta ausfällt, sind die Clasens eine gute Adresse für Menschen, die solchen Adventsschmuck mögen. Auch hier gibt’s Nachlässe, selbst wenn das Sortiment erhalten bleibt. „Das gilt generell“, erklärt Bernd Clasen. „Ich möchte sicherstellen, dass die Kunden bei uns oder den Schwestern alles erhalten — wo und wie, das wird sich in den nächsten Monaten klären.“ Clasen engagiert sich in der IG City-Ost, er hängt am Familiengeschäft. „Wenn’s nur um Geld ginge, könnten wir ja eine Imbissbude in unser Haus hineinnehmen.“

Das sehen Mutter Gertrud (86) und Vater Engelbert (88) genauso, die sich ebenfalls im Haus aufhalten und immer wieder gern ins Geschäft kommen.

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