Hartz IV-Kinder: Kein Geld für den Wintermantel

Davorka Bukovcan arbeitet mit Kindern aus sozial schwachen Familien. Vielen fehlt es am Nötigsten.

Düsseldorf. Die Hartz-IV Sätze für Kinder sind verfassungswidrig - das gab am Montag das Bundessozialgericht bekannt. Wie die WZ berichtete, kritisierte das Gericht, dass der Gesetzgeber nicht ausreichend begründet habe, warum Kinder nur 60 Prozent der Leistungen eines Erwachsen erhalten.

In Düsseldorf leben 15 343 Kinder unter 15 Jahren, deren Eltern Hartz IV beziehen. Davorka Bukovcan, bei der Awo zuständig für die Schulsozialarbeit, kennt ihre Situation. Ihre Beobachtung: Kindern von Hartz-IV-Empfängern fehlt es am Nötigsten - sei es der warme Wintermantel, ein vernünftiges Paar Schuhe oder das Pausenbrot für die Schule.

Die Kinder nehmen nicht an Klassenfahrten teil, einen Kinobesuch können die wenigsten bezahlen. Schon die Kleinsten nähmen wahr, dass sie benachteiligt seien, würden das aber nicht nach außen tragen: "Sie sind es gewohnt, zu teilen. Ihre persönlichen Wünsche äußern sie nur selten."

Für Bukovcan ist die materielle und dadurch oft auch seelische Not der Hartz-IV Kinder ein Problem, das nicht allein mit der Aufstockung der Bezüge gelöst werden kann. "Denn das heißt nicht zwingend, dass die Eltern das Geld auch an die Kinder weitergeben", sagt sie.

Oft litten auch die Eltern unter der Situation: "Viele verlieren darüber die Bedürnisse ihrer Kinder aus den Augen." So müsse sie immer wieder erleben, dass Eltern ihre Beiträge für das Mittagessen in der Schule der Kinder nicht zahlen.

Bukovcan hofft deshalb, dass im Zuge des Urteils auch die Bezüge der Eltern neu diskutiert werden - und plädiert für eine Verbesserung der Bildungschancen. "Wenn die Eltern arbeitslos sind, können auch die Kinder keine beruflichen Ziele entwickeln", sagt sie. "Wir müssen den Kindern helfen, zu lernen, damit sie später ihr eigenes Geld verdienen und am Leben teilnehmen können."

Das ist auch das Ziel von Sozialdezernent Burkhard Hintzsche. "Wir verfolgen viele Strategien, damit Kindern aus sozial schwachen Familien Leistungen unmittelbar zugutekommen", sagt er. "Zum Beispiel, indem wir Kindern die Klassenfahrt finanzieren." Aber auch der Düsselpass gewährleiste, dass die Kinder Zugang zu städtischen Angeboten hätten: "Dass die Regelsätze der Kinder überprüft werden, kann aber nur richtig sein."

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