Kaufhof-Krise Handelsexperte Kenning: „Die großen Warenhäuser haben es zunehmend schwerer“

Handelsexperte Peter Kenning über die Kaufhof-Krise sowie Sinn und Unsinn der angekündigten Investition.

Kaufhof-Krise: Handelsexperte Kenning: „Die großen Warenhäuser haben es zunehmend schwerer“
Foto: Schmidt-Domine

Welche Zukunft haben Warenhäuser wie der Kaufhof?

Kenning: Es fällt ihnen schwerer, sich im Wettbewerb zu positionieren und zu profilieren. Das Handelsangebot wächst und differenziert sich immer weiter. Spezialisten bieten in ihrem Segment deutlich mehr, als es ein Kaufhaus kann. Und Online-Händler gestalten das Konzept „Alles unter einem Dach“ komfortabler und oft günstiger. Ein großes Warenhaus bietet dem Kunden dann keine Leistungsvorteile mehr.

Was bringt dann überhaupt die angekündigte Millionen-Investition?

Kenning: Das kommt drauf an. Entscheidend ist, wofür das Geld ausgegeben wird. Wirksam wären Investitionen in ein Marketingkonzept, das zu mehr Leistung für den Kunden führt. Bloße Investitionen in die Immobilie — also Umbauten, die eine angenehmere Atmosphäre kreieren sollen — sorgen kaum für einen Umsatzsprung. Da kompensiert der Kaufhof in Düsseldorf vielleicht auch nur den Vorsprung von Breuninger oder P&C. Trotzdem sind Investitionen in die Immobilie bei vielen konservativen Investoren beliebt, da sie langfristig abgeschrieben werden können. Investitionen ins Marketing schlagen sich hingegen oft sofort negativ in der Bilanz nieder.

Der Kaufhof will Online- und Offline-Angebote besser verknüpfen. Eine gute Idee?

Kenning: Das könnte das Haus tatsächlich gegenüber Online-Händlern profilieren. So können Kunden ihre online bestellten Waren sofort abholen, oder sie können sich vor Ort beraten lassen und kaufen dann online, weil sie etwa noch einen Fünf-Euro-Gutschein dazubekommen haben. Über Kundenkarten- und Bonussysteme wäre auch darüber hinaus vieles möglich.

Was halten Sie von den Plänen, Outlets zu integrieren?

Kenning: Das kann sich rechnen. Das Galeria-Konzept mit seinem Shop-im-Shop-System ging schon in diese Richtung. Damit wird das Kaufhaus zwar vom Händler zum Immobilienunternehmer, betriebswirtschaftlich kann dies aber sinnvoll sein. Der Kaufhof stellt seine Flächen an einem guten Standort für beliebte Marken zur Verfügung, und kann mit verlässlichen Mieteinnahmen kalkulieren. Weiterer Effekt: Die eigenen Waren, die verkauft werden müssen, um die Fläche freizuziehen, müssen nicht wieder durch neue ersetzt werden. Ergebnis: ein positiver Effekt auf die Bilanz.

Carsch-Haus und Kaufhof legen Abteilungen zusammen. Was steckt dahinter?

Kenning: Es ist eine beliebte Strategie, Abteilungen zu erweitern, die mehr Umsätze bringen. Auch der Kunde profitiert, da das Sortiment breiter und tiefer wird und sich die Auswahl verbessert. Die Abteilungen, die weniger Umsätze bringen, werden verkleinert. Gastronomie bringt aufgrund hoher Auflagen und Kosten oft nicht so große Erträge. Ganz darauf zu verzichten, könnte aber negative Effekte auf die Kundenfrequenz haben.

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