Düsseldorf Halsketten-Raubserie geht weiter

Seit Mai verzeichnet die Polizei sechs neue Fälle. Die Serie war im Herbst abgerissen. Nun will die Polizei mehr zivile Kräfte einsetzen.

Dirk Sybertz (l.) und Lutz Türk von der Kripo vor einer Karte mit den Tatorten.

Dirk Sybertz (l.) und Lutz Türk von der Kripo vor einer Karte mit den Tatorten.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Seit Anfang Mai ist die Ermittlungskommission „EK Band“ wieder im Einsatz, weil sich die Fälle von Halskettenraub in Düsseldorf häufen. Am Dienstag kamen zwei neue hinzu. In Benrath ging der Täter dabei so brutal vor, dass sein 66-jähriges Opfer nach dem Überfall im Krankenhaus behandelt werden.

Ein Stück einer geraubten Kette und ein gestohlener Ohrring. Die Fotos stammen aus dem vergangenen Jahr, als die Polizei eine Ermittlungskommission gebildet hatte.

Ein Stück einer geraubten Kette und ein gestohlener Ohrring. Die Fotos stammen aus dem vergangenen Jahr, als die Polizei eine Ermittlungskommission gebildet hatte.

Foto: Judith Michaelis

Gegen 13.15 Uhr hatte die Frau im Haltestellenhäuschen an der Hildener Straße/Ecke Heubesstraße auf den Bus gewartet. Der Täter näherte sich von hinten, riss die Frau zu Boden und die Halskette vom Hals. Dann flüchtete der Mann in Richtung Hildener Straße. Das Opfer wurde ins Krankenhaus gebracht und ambulant behandelt.

Ein Busfahrer, der etwa 40 Meter entfernt in seinem Bus wartete und die Szene beobachtete, alarmierte die Polizei und gab eine Täterbeschreibung ab. „Ich bin immer noch geschockt von der Brutalität dieses Überfalls“, schrieb der Fahrer später auf Facebook und wendet sich mit einer Bitte an alle Frauen: „Verzichtet bitte erstmal darauf, im normalen Alltag teure Halsketten zu tragen. Gerade dann wenn ihr alleine unterwegs seid.“ Eine Bitte, die im Netzwerk kontrovers diskutiert wird.

Wenige Stunden zuvor, gegen 9.30 Uhr, war am Dienstag eine 63-jährige Frau in Lichtenbroich „Am Schorn“ von einem Mann angegriffen worden. Der Täter näherte sich der Frau von hinten und riss ihr die Halskette vom Hals.

Seit Anfang Mai verzeichnet die Polizei sechs neue Fälle von Halskettenraub — seit Beginn der warmen Jahreszeit, in der Frauen ihren Schmuck wieder sichtbar am Hals tragen. Aber warum haben es die Diebe gerade auf Halsketten abgesehen?

Eine Düsseldorfer Juwelierin erklärt, dass Täter anhand der Optik der Kette zwar nicht auf deren Wert schließen können, sie aber wohl davon ausgehen, dass ältere Damen echten Schmuck tragen. Die Juwelierin schätzt den Wert der gestohlenen Schmuckstücke auf etwa 20 bis maximal 300 Euro bei der höchsten Goldlegierung (750). Dicke, wertvollere Colliers seien nicht so einfach vom Hals zu reißen. Und sie stellt fest: „Der Verkauf geht ja über Hehler, dafür bekommen die Täter bestimmt so gut wie nichts.“

2016 hatte die Polizei die „EK Band“ ins Leben gerufen, weil es zwischen April und Oktober zu insgesamt 36 Raubfällen auf offener Straße, aber auch in Wohnungen, gekommen war. Aufgeklärt wurde - trotz der Fahndung mit Phantombildern, akribischer Tatortarbeit und massiver verdeckter Präsenz in den betroffenen Stadtteilen — kein Fall. Nun arbeitet die „EK Band“ wieder auf Hochtouren: „Wir gleichen die Fälle ab, suchen nach Parallelen und schicken, wenn sich ein Deliktbrennpunkt abzeichnet, verstärkt Zivilkräfte auf die Straße“, sagt Polizeisprecher Andre Hartwich.

Von dem Ratschlag, Halsketten gar nicht mehr öffentlich zu tragen, will sich die Polizei indes distanzieren. „Das ist zu absolut. Dennoch sollte sich jeder mit solchen Überfällen gedanklich auseinandersetzen und für sich entscheiden, ob er Wertgegenstände, dazu zählen auch Bargeld und Handy, wirklich bei sich tragen muss.“

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