Gute Note für Pflegeheime

Die Qualität der Düsseldorfer Pflegeheim ist gut. Aber es fehlen Pflegekräfte.

Düsseldorf. Ferdinand Reuter hat in den vergangenen dreieinhalb Jahren ein Auge fürs Detail entwickelt. „Schauen Sie mal hier, die Zahlen auf den Tasten sind so geprägt, dass man sie auch fühlen kann.“ Was ein junger Mensch im Fahrstuhl achtlos übergeht, ist für Senioren, die nicht mehr gut sehen können, essenziell für ihre Selbstständigkeit, sagt Reuter.

Der 75-Jährige prüft ehrenamtlich Pflegeeinrichtungen für die Biva (Bundesinteressenvertretung der Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten im Alter und bei Behinderung), die vom Verbraucherschutzministerium gefördert wird, und vergibt das Siegel „Grüner Haken“.

Nach Skandalen in Pflegeheimen wollen immer mehr Einrichtungen solch ein Siegel. Gerade erst musste ein Seniorenheim in Meerbusch aufgrund erheblicher Mängel geschlossen werden. Auch in der Landeshauptstadt gibt es derzeit vier Heime, die keine Bewohner mehr aufnehmen dürfen. „Das sind Einrichtungen, in denen die Fachkraftquote nicht für die Zahl der Bewohner ausreicht“, sagt Sozialamtsleiter Roland Buschhausen. Eine Situation, die nicht unbedingt vorsätzlich entsteht. „Das kann passieren, wenn eine Kraft kündigt oder langfristig erkrankt“, erläutert er. Diese Stellen nachzubesetzen, sei nicht einfach. „Es gibt zu wenig Pflegekräfte“, bemängelt Buschhausen.

Dennoch ist es generell gut bestellt um die stationären Pflegeeinrichtungen in der Stadt, sagt der Sozialamtsleiter. Das bestätigen die Pflegenoten, die der Verband der Ersatzkassen (VDEK) an die 52 stationären Pflegeeinrichtungen vergeben hat. Sie liegen durchweg im Einser- und Zweierbereich.

Im Gegensatz zu kommunalen Heimaufsicht oder dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) kontrolliert Ferdinand Reuter nicht die Qualität der Pflege oder die Kostenstruktur. „Es geht darum, ob die Bewohner sich wohlfühlen, ob sie dort selbstbestimmt leben können“, erklärt er. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass die Bewohner eines Pflegeheims selbst die Heizung regulieren, ihr Zimmer lüften oder das Essen auswählen können.

Am Donnerstag war er im Wichernhaus der Diakonie in Flingern zu Gast und arbeitet die 140 Kriterien aus dem Prüfkatalog ab. Am Ende wird es wohl wieder Topnoten bekommen — wie in den zwei Jahren zuvor. Die Heime nehmen freiwillig teil. „Wir wollen mit dem Siegel zeigen, wie es wirklich in Seniorenheimen ist. Dass eben nicht das Leben aufhört und man nur noch Kamillentee trinken darf“, sagt Esther Möller, Leiterin des Sozialen Dienstes des Wichernhauses.

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