Gunter Demnig legt neue Stolpersteine für die NS-Opfer

Mit Messingplatten erinnert der Künstler an die Gräueltaten der Nazis.

Düsseldorf. Eiskalter Regen fegt durch die Stresemannstraße, als Gunter Demnig am Sonntag wortlos die Pflastersteine vor Haus Nummer 30 herausreißt. An ihre Stelle setzt er „Stolpersteine“, mit Messingplatten versehene Gedenksteine, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.

Auf drei Steinen steht der Name Schott, der name einer jüdischen Familie, die hier vor ihrer Deportation wohnte. Der Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite dürfte der gleiche sein, den die Schotts vor mehr als 70 Jahren hatten, sonst erinnert nichts mehr an die Zeit des Unrechts - außer drei Messingsteinen im Pflaster.

Für jeden der sieben neuen Steine — vier weitere erinnern seit Sonntag an die Familie Bucki an der Jahnstraße 41 — hat jeweils ein Kind im Alter zwischen 12 und 14 Jahren aus der Jüdischen Gemeinde die Patenschaft übernommen. Die Zwillinge Bella und Eva Mishuris teilen sich die Verantwortung.

„Wir haben in der Mahn- und Gedenkstätte über Düsseldorfer Kinder recherchiert, die aus Düsseldorf deportiert wurden“, sagt David Ginzburg. Gunter Demnig haben sie anschließend in seinem Kölner Atelier besucht. „Es sah aus wie sein persönliches Museum“, erinnert sich Eva Mishuris. Schließlich haben sie auch die Finanzierung (120 Euro) übernommen. Die Patenschaft nehmen sie ernst. Ein bisschen sei es wie wenn man auf ein Kind aufpasst, sagt Eva, während Cobi Horowitz ergänzt: „Und man ist ganz schön stolz.“

Aber auch an andere wurde am „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ erinnert. Die Todesursache Herzversagen ist nur eine verharmlosende Umschreibung des Martyriums, das der homosexuelle Joseph Völker durchlebte, bevor er am 9. Januar 1943 im Konzentrationslager Neuengamme starb. Seine Geschichte erforschten Jürgen Wenke vom Verein „Rosa Strippe e. V.“ und Marco Grober von der Aidshilfe Düsseldorf.

Seine Flucht führte Völker durch halb Europa, unter anderem nach Luxemburg, Spanien, Frankreich, Jugoslawien, die Schweiz und nach Italien. Es nutzte nichts, nach der Verhaftung in Österreich wurde er in ein Düsseldorfer Gefängnis abgeschoben, um dann als homosexueller „Wiederholungstäter“ in das KZ Neuengamme deportiert zu werden. An seinem letzten Wohnort in der Merowingerstraße 31 wird ebenfalls seit Sonntag an ihn erinnert.

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