Großer Andrang in Garath: Wert-Schätzung braucht Zeit

Wer im Schloss Garath seine Schätze taxieren lassen wollte, musste sich in Geduld üben. Wegen des großen Andrangs gab es Wartezeiten.

Düsseldorf. Leises Gemurmel und gespanntes Warten am Wochenende im Festsaal von Schloss Garath. Das Auktionshaus Lauritz.com hat zur kostenlosen Kunstsprechstunde eingeladen. Zahlreiche Düsseldorfer sind gekommen, um ihre Familienschätze unter die Lupe nehmen zu lassen. Bepackt mit Koffern, Tüten und sperrigen Bildern warten alle geduldig, bis sie an der Reihe sind.

Drei Experten stehen für die Schätzung zur Verfügung. Da der Andrang groß ist, müssen längere Wartezeiten in Kauf genommen werden. „Mehr als 150 Personen nutzen regelmäßig diesen kostenlosen Service“, weiß Zoran Kujundzic, Filialchef von Lauritz.com in Düsseldorf.

„Ich habe Geschirr, Silber und Gemälde dabei und möchte wissen, was sie wert sind“, sagte eine ältere Dame, die ihren Namen nicht nennen möchte. „Ich mache zurzeit mein Testament und möchte alles unter meinen sechs Kindern gerecht aufteilen.“ Zwei Stühle weiter wartet eine Frau, die eine fast 100 Jahre alte Schildkröt-Puppe taxieren lassen will: „Sie war schon vor 15 Jahren mehr als 500 Euro wert“, berichtet sie kurz und knapp. Nur ungern wollen die meisten, die zur Schätzung gekommen sind, etwas von sich preisgeben — Anonymität und Diskretion ist ihnen hier wichtig.

Hinter dicker Luftpolsterfolie sind zwei Gemälde versteckt, die Reiner Massau mitgebracht hat. Der Langenfelder gibt freundlich Auskunft über sein Ansinnen: „Ich habe hier zwei Gemälde aus unserer Ahnengalerie. Sie zeigen meine Ururgroßeltern und sollen vom Maler Oswald Achenbach sein, aber ich kann keine Signatur auf dem Porträt finden.“ Massau schätzt, dass die beiden Porträts viele tausend Euro wert sind, wenn sie tatsächlich von Achenbach stammen. „Es sind ja recht düstere Bilder. Fraglich ist, ob es dafür einen Markt gibt.“

Massau ist neugierig, gespannt und etwas aufgeregt, als er endlich Platz nimmt am Tisch der Kunsthistorikerin Silvia Krumlich. Krumlich begutachtet zunächst das dunkle Porträt des vollbärtigen Mannes. Mit Lupe und Licht sucht sie nach einer Signatur und wird schon bald fündig: „Das Bild ist von Johannes Niessen, da steht es.“ Nachdem sie auch das zweite Porträt gesichtet hat, schätzt die Kunstexpertin: „Beide Bilder haben zusammen einen Wert von etwa 5000 Euro.“ Wäre Achenbach der Maler gewesen, hätte das den Wert um einige tausend Euro gesteigert. Doch Massau ist nicht enttäuscht, verkaufen will er die Bilder eh nicht: „Jetzt habe ich endlich Gewissheit und muss nicht mehr spekulieren.“

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