Einzelhandel Große Sportgeschäfte in der Innenstadt sterben aus

Düsseldorf · Mit Karstadt Sports und den zwei Sport-Etagen im Kaufhof Wehrhahn geht der Aderlass weiter. Kehrt Investor Benko mit „Sport Scheck“ zurück? Experten sehen den Grund für den Rückzug des großen Sportfachhandels nicht nur in der Online-Konkurrenz.

Karstadt Sports an der Tonhallenstraße soll geschlossen werden.

Karstadt Sports an der Tonhallenstraße soll geschlossen werden.

Foto: dpa/Martin Gerten

Mit der angekündigten Schließung von Karstadt und Kaufhof am Wehrhahn im Oktober verschwinden nicht nur zwei der letzten drei verbliebenen großen Kaufhäuser Düsseldorfs. Sondern auch zwei große Sportgeschäfte. Im Kaufhof waren zwei komplette Etagen (die dritte und die vierte) seit dem Auszug von Saturn nur dem Sport gewidmet. Nebenan droht mit Karstadt Sports dem größten Sport-Fachgeschäft überhaupt das Aus.

Bereits in diesem Jahr und vor der Coronakrise hatte der Intersport in den Bilker Arkaden dicht gemacht. Und Ersatz ist vorerst nicht in Sicht. „Sport Scheck“ wird entgegen früherer Pläne, keine Filiale im Kö-Bogen- II-Komplex eröffnen. Es bleibt Spekulation, ob das etwas damit zu tun hat, dass René Benkos Signa Holding, der Mutterkonzern von Galeria Karstadt Kaufhof, vor einem Jahr auch die Kette „Sport Scheck“ (von Otto) übernommen hat. Denkbar ist natürlich, dass Benko mit Sport Scheck in das Karstadt Sports-Haus einzieht.

Was bliebe ansonsten in der Düsseldorfer Innenstadt übrig im Sportfachhandel? Nicht viel: Eine halbe Etage im Kaufhof an der Kö, ein Intersport in der Kö-Galerie. Und die große französische Sportkette „Decathlon“ auf der Schadowstraße.

An mangelnder Sportlichkeit der Düsseldorfer kann das alles nicht liegen, im Gegenteil: Erhebungen der Stadt und der Universität Wuppertal haben ergeben, dass die Düsseldorfer mehr denn je Sport treiben – sei es in den Vereinen oder für sich allein vom Fitnessstudio bis zum Joggen. Auch Wandern und Campen boomt gerade, Tennis zieht wieder stark an. Nur der Dauerboomer Fußball schwächelt in der Coronazeit ein wenig, was den Absatz angeht.

Dass Sportgeschäfte aus der Innenstadt verschwinden, ist kein neuer Trend. Und kann auch nicht allein dem Internet, sprich der Online-Konkurrenz geschuldet sein. Schon seit den 90er-Jahren traf es inhabergeführte Traditionsläden wie Mauritz & Stuhldreier an der Immermannstraße oder Sport Bieber an der Breite Straße. „Diese kleineren Läden fielen in vielen Großstädten den großen Kaufhäusern zum Opfer, die jetzt ihrerseits auf dem Rückzug sind“, sagt Peter Thürl, Sprecher des Verbandes Deutscher Sportfachhandel (VDS). Sein Verband ist schon besorgt, dass der Sporthandel aus den großen Flächen in den Zentren mehr und mehr verschwindet. Für ihn sind stationär und online jedoch kein Gegensatz: „Moderner Sportartikelhandel muss zweigleisig fahren, der stationäre Teil dient als Schaufenster, als Appetitanreger, und dann gilt es auch im Internet im Geschäft zu sein und zu bleiben.“ Dieser Umbruch sei schon vor Jahren eingeleitet, durch die Coronakrise aber nun noch einmal stark beschleunigt worden.

Thomas Gerards führt mit „Düssel Sport Helmreich“ an der Heerstraße in Oberbilk ein Traditionsgeschäft, in dem sich seit 1978 (fast) alles rund um Fußball, Tennis und Ski dreht. Er freut sich nicht über das Ladensterben in der Innenstadt: „Ich glaube, die großen Sporthäuser haben zwei Kernprobleme: Die hohen Mieten im Zentrum und einen Mangel an gutem Fachpersonal, das auch wirklich kompetent beraten kann.“

Tatsächlich ergab 2017 eine Studie des Instituts für Handelsforschung Köln, Cisco und dem Deutschen Handelsverband (HDE) zur Stärkung des stationären Einzelhandels zwei Defizite: Da ist vor allem die Artikelverfügbarkeit in vielen Sparten, auch bei Sportartikeln, sprich: Im Laden sind zu wenig Artikel /Größen/ Modelle vorrätig. Außerdem wird beklagt, dass es zu wenig kundige Beratung gibt.

Beratung und Service sind bei „Helmreich“ vor allem in den Abteilungen Ski und Tennis das Markenzeichen, im Fußball machen Bestellungen der Vereine von Trikot- oder Trainingsanzugs-Sätzen viel her. Doch natürlich haben auch kleinere Geschäfte wie seines mit der allgegenwärtigen Online-Konkurrenz zu kämpfen. So manches Kundenverhalten sei merkwürdig, berichtet Gerards: „Nicht nur, dass sich manche bei uns ausführlichst beraten lassen und dann online kaufen, weil es den Artikel im Netz ein paar Euro billiger gibt. Ich hatte sogar schon jemanden hier, der Ski-Schuhe bei mir umtauschen wollte, die er im Internet gekauft hatte.“

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