Grillen für eine bessere Bildung

Schüler und Studenten wollen Reformen – morgen und am Samstag gibt es Groß-Demos.

Düsseldorf. In der Mittagszeit sitzt Vanessa Losch unter dem Pavillon an der Uni-Bibliothek und schnibbelt Zucchini. Seit acht Tagen campiert die 20-jährige Sozialpädagogik-Studentin im Rahmen des Bildungsstreiks auf der Wiese zwischen Bücherei und philosophischer Fakultät.

Jeden Tag grillen die Teilnehmer auf dem Campus "Protestwürstchen", über denen sie mit den vorbeihastenden Kommilitonen ins Gespräch über Bildungspolitik kommen wollen. Vegetarier hatten sich beschwert - deshalb gibt es am Diensta gauch Protest-Zucchini.

Auf die Toilette gehen Vanessa und ihre Mitstreiter in der Bibliothek, geduscht wird bei Freunden. Hart. "Aber man kommt so eher mit den Leuten ins Gespräch", sagt die junge Frau. "Wir werden hier am Camp Unmengen von Flyern los." Wie wenig viele Studenten über ihr eigenes Studium wissen, findet sie bisweilen erschreckend. Trotzdem erklärt sie geduldig. Schließlich will sie zum Protest animieren.

Protest gegen die aktuelle Form des Bachelor-Master-Systems, gegen Studiengebühren und die Lernbedingungen - das haben sich Studierende in ganz Deutschland für die Woche des Bildungsstreiks auf die Fahnen geschrieben. Mindestens bis zum Wochenende will Vanessa dafür noch im Zelt schlafen. Und morgen mit zahlreichen Schülern und Studenten auf die Straße gehen.

Das Streikbündnis in Düsseldorf hat eine Menge Aktionen auf die Beine gestellt. Nicht nur Studenten, auch Schüler sind dabei - gegen Turbo-Abi und Co. Heute ab 10.30 Uhr wollen sie etwa bei einer "Roll-Demo" auf Skates und Fahrrädern vom Jan-Wellem-Platz zum Zakk an der Fichtenstraße ziehen und dort über das Schulsystem diskutieren.

Höhepunkte der Streikwoche sind allerdings die großen Protestzüge morgen und am Samstag. Um 11 Uhr treffen sich Schüler und Studenten morgen am DGB-Haus nahe dem Hauptbahnhof. Über die Kö und durch die Altstadt laufen sie zum Schulministerium. "Ich erwarte mehrere tausend Teilnehmer", sagt Kai Inboden von der Bezirksschülervertretung.

Einige Schulen würden sogar komplett schließen, damit die Schüler demonstrieren können. Auch an der Uni rüstet man sich: Laut Vanessa Losch verhandeln die Organisatoren mit Dozenten über die Verlegung von Seminaren. Und diejenigen, die morgen doch zum Lernen in die Uni kommen, wollen sie noch aus den Hörsälen holen und mit zur Demo nehmen.

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