Kultur Gitarrelernen über Videochat: „Für uns ist das Neuland“

Düsseldorf · Damit das Musizieren in Zeiten des Zuhausebleibens nicht stillsteht, unterrichten Musiklehrer nun auch per Video. Auch wenn es klappt, freuen sie sich schon wieder auf den persönlichen Kontakt.

 In der Clara-Schumann-Musikschule kann momentan kein normaler Unterricht stattfinden.

In der Clara-Schumann-Musikschule kann momentan kein normaler Unterricht stattfinden.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Wo sonst die verschiedensten Klänge die Räume füllen, herrscht momentan Ruhe. Denn auch an der Clara-Schumann-Musikschule kann in Zeiten von Covid-19 und Abstandhalten kein normaler Unterricht stattfinden. Die Saiten und Tasten der Schüler und Lehrer stehen trotzdem nicht still. Denn unterrichtet wird nun einfach per Video statt persönlich.

So wie der Unterricht von Wilfried Nogatz. Der 61-Jährige unterrichtet schon seit 1988 an der Düsseldorfer Musikschule - Gitarre und musikalische Früherziehung. Sein jüngster Schüler ist sieben Jahre alt, die ältesten etwa 16. Mitte März hat Nogatz seine erste Online-Stunde gehalten, mittlerweile erreicht er so fast alle seine Schüler. „Das ist für uns auch Neuland erstmal.“

„Es ist wichtig, den Kontakt zu den Schülern zu halten“, sagt der Gitarrenlehrer. Etwa, um ihnen über diese Zeit hinweg eine Übe-Struktur zu liefern. Dafür seien die verschiedenen Videochat-Programme eine gute Möglichkeit. Über die Rückmeldung seiner Schüler, als er sie wegen des Online-Unterrichts kontaktiert hat, war er dennoch überrascht. „Da bin ich auf offene Ohren gestoßen.“ Auch wenn seinem Gefühl nach zu Beginn viele erst einmal überfordert mit der neuen Situation waren. „Das hat uns alle überrollt.“

Mittlerweile habe sich das aber stabilisiert und der Lehrer fast alle seiner Schüler erreicht. Je nachdem wie die technisch ausgestattet sind, funktioniert der Unterricht nun über Skype oder andere Programme, wenn es gar nicht anders gehe, auch über die Videotelefonie des Messengers Whatsapp. Zu Beginn kläre er mit den Schülern Technisches. Wie sie die Kamera platzieren sollen zum Beispiel. Bei den jüngeren Schülern helfen die Eltern, die älteren kennen sich selbst gut genug aus. „Beim Gitarrespielen ist das ja recht einfach - ich bitte die Schüler, sich so aufzunehmen, dass ich sie ganz sehen kann“, sagt Nogatz. So könne er die Griffe und Handstellung beim Spielen beobachten. Bei den Pianisten stelle er sich das schon schwieriger vor.

Die Lehrenden an der Clara-Schumann-Musikschule wählen verschiedene Varianten, um mit ihren Schülern Kontakt zu halten, wie die Stadt am Mittwoch mitteilte. Demnach hielten manche den Unterricht über Videochat, andere per Telefon oder ließen sich Videos vom Instrumentalspiel oder Gesang schicken, die sie dann kommentierten. Bislang nutzten sie dafür eigene Geräte. Der Förderverein der Musikschule und die Stadt haben aber nun insgesamt 50 Tablets für die Lehrkräfte finanziert. Auch andere Musikschulen in Düsseldorf sind auf Online-Angebote umgestiegen. Bei manchen kann man sich sogar neu für die Online-Kurse anmelden - falls man momentan mehr Zeit hat als sonst.

Dass die Schüler jetzt mehr Zeit zum üben haben, hatte auch Wilfried Nogatz erwartet. „Aber einige haben viel für die Schule zu tun“, sagt er. Trotzdem habe er mit den Schülern einen Übe-Plan für die Woche erstellt. Vielen helfe es, den Unterricht zu strukturieren und auch aufzuschreiben, was sie wann gemacht haben. Im Videochat besprechen Lehrer und Schüler dann den Plan und haben auch Zeit zum Vorspielen. „Die wichtigen Dinge fürs Weiterkommen kann ich da schon beobachten“, sagt der Lehrer. Etwa falsche Töne heraushören, die Handstellung ansehen oder den Rhythmus verfolgen.

Normalerweise singe und spiele Nogatz aber mit den Schülern mit. „Das geht jetzt natürlich nicht.“ Der zeitliche Versatz zwischen den beiden Geräten sei zu groß. Dabei sei gerade das für die Schüler oft ein besonderes musikalisches Erlebnis. „Zusammen zu spielen ist eine schöne Art der nonverbalen Kommunikation, die nur die Musik kann“, sagt der Gitarrenlehrer, „das ist es auch, was am Ende für mich beim Videounterricht am meisten fehlt.“ Denn vielen Schülern gebe gerade dieses schöne Gefühl des gemeinsam und im Einklang spielen gerade den Motivationsschub, den es manchmal für das regelmäßige Üben brauche.

Die Stimmung  bei den Schülern sei trotzdem noch gut. Viele finden es spannend, sich mit dem einem neuen Medium anzufreunden - und können dem Fernunterricht so auch etwas positives abgewinnen. Trotzdem wären die meisten lieber in der Schule. „Wir freuen uns alle, wenn es wieder normal läuft.“

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