Coronavirus und das Unterbrechen der Ansteckungsketten. Wie das Gesundheitsamt die Infektionsfälle nachverfolgt

Düsseldorf · Wer positiv getestet ist, wird angerufen und muss in häuslicher Quarantäne bleiben. Menschen, mit denen er oder sie kurz vor Auftritt der Symptome näheren Kontakt hatte, werden abtelefoniert.

 Ein Abstrich wird genommen, um festzustellen, ob der Untersuchte infiziert ist.

Ein Abstrich wird genommen, um festzustellen, ob der Untersuchte infiziert ist.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

220 Mitarbeiter hat das Düsseldorfer Gesundheitsamt. Knapp 50 davon sind mit den Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona beschäftigt. Wichtiger Baustein: die Kontaktnachverfolgung. Lutz Ehlkes ist Leiter des Sachgebiets Infektionshygiene beim Gesundheitsamt. Er beschreibt den Gang der Dinge: Wird jemand positiv getestet, dann ruft das Amt den Betroffenen an. Er oder sie wird gefragt, wie er sich fühlt, welche Beschwerden es gibt. Und es wird eine mündliche, rechtlich bindende Ordungsverfügung ausgesprochen: Der Betroffene darf das Haus nun nicht mehr verlassen.

„Nein, wir können keine Leute `rausschicken, um das zu überwachen“, sagt Ehlkes. Da müsse man auf die Eigenverantwortung der Betroffenen zählen. Auch die Haushaltsmitglieder müssen dann die nächsten zwei Wochen zu Hause bleiben. Getestet werden sie aber nur, wenn Krankheitssymptome auftreten.

Schon beim ersten Telefonat wird der positiv Getestete darauf hingewiesen, dass er bald einen weiteren Anruf bekommt, er solle sich schon einmal überlegen, mit wem er in den zwei Tagen vor den ersten Symptomen Kontakt hatte. Bei dem zweiten Anruf durch den sogenannten Containment Scout wird genau dies besprochen. Es geht um die Menschen, mit denen der Betroffene etwa 15 Minuten und mehr von Angesicht zu Angesicht ohne Schutz Kontakt hatte. All diese Personen telefoniert der Scout dann ab, klärt, ob sie das bestätigen. Und ob sie dann gegebenenfalls auch in Quarantäne müssen. Im Durchschnitt müssten etwa zehn Personen kontaktiert werden, sagt Ehlkes. Am Anfang der Pandemie seien es auch schon mal bis zu 100 gewesen.

Medizinstudent Lukas Ullmer ist einer von bundesweit rund 500 mit der Nachverfolgung betrauten Containments Scouts. Drei, demnächst vier sind es in Düsseldorf. Ullmer wurde vom Bundesverwaltungsamt eingestellt und ans Gesundheitsamt abgeordnet. Zu seinen Aufgaben gehört nicht nur, die Kontaktpersonen abzutelefonieren. Auch der oder die Infizierte selbst wird in Abständen angerufen. Jedenfalls dann, wenn er ein Risikoprofil hat. Und zwar sieben, neun und dann noch mal zwölf Tage nach erstem Auftreten der Symptome. Das sind die Zeitabstände, nach denen häufig eine manchmal schlagartige Verschlechterung des Gesundheitszustandes eintritt, erklärt Ehlkes. Oft könnten die Betroffenen nicht richtig einschätzen, ob ihr Zustand, wenn sie etwa schlechter Luft bekommen, bereits so kritisch ist. Gegebenenfalls wird dann ein Arzt in Schutzkleidung geschickt. Containment Scout Ullmer hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sehr dankbar auf die Kontaktaufnahme reagieren. Und manch einer erst auf Nachfrage zugibt, dass er schlechter Luft bekomme, als noch ein oder zweit Tage zuvor.


Die aktuellen Corona-Zahlen
für Düsseldorf

Seit 3. März wurde bei 1283 Menschen eine Infektion mit dem Virus diagnostiziert. Davon werden (Stand: 18. Mai) 28 in Krankenhäusern behandelt, davon 13 auf Intensivstationen. 199 sind aktuell infiziert. 30 Menschen, die mit dem Virus infiziert waren, sind bisher in Düsseldorf gestorben. 331 sind in häuslicher Quarantäne.

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