Gericht: Riesenschaden durch Brunhilde

Kaufmann ging schon mit der vierten Internet-Firma baden.

Düsseldorf. Dass zwei Männer gemeinsam wegen Betruges auf der Anklagebank sitzen, die sich noch nie vorher gesehen haben, kommt beim Amtsgericht nur selten vor. Das Internet macht’s möglich - und Brunhildes Versandcenter.

259 Geschädigte sollen bei dem Internet-Kaufhaus Elektrogeräte bestellt, bezahlt, aber nicht bekommen haben. Gesamtschaden: 163 745,78 Euro. Am Donnerstag begann der Prozess gegen den Kaufmann Marcus B. (43) und den Rechtsanwalt Bastian R. (36).

Der 43-Jährige legte ein Geständnis ab. Der Vater von fünf Kindern im Alter von 10 bis 17Jahren hatte vorher bereits drei Internet-Firmen gegründet.

Drei Mal hatte er damit Schiffbruch erlitten, wurde wegen Betruges verurteilt und bekam sogar Berufsverbot. Trotzdem startete er vor drei Jahren mit Brundhildes Versandcenter einen vierten Versuch. Am Wehrhahn und später an der Adlerstraße mietete Marcus B. Lagerräume an.

3500 Artikel - von der Waschmaschine bis zur Stereoanlage - umfasste das Sortiment. Doch nur 100 bis 150 davon hatte der Kaufmann vorrätig. Den Rest bestellte er bei Großhändlern, wenn die Kunden das Geld überwiesen hatten. Doch das funktionierte sehr schnell nicht mehr. Die bezahlten Waren wurden nicht ausgeliefert. Immer mehr Kunden erstatteten Anzeige.

"Ich habe die Preise zu spät angepasst", versuchte der Angeklagte, seinen geschäftlichen Niedergang zu erklären. Die Richterin sah das anders: "Wer so etwas drei Mal macht, der ist nicht naiv, der ist kriminell."

Dass der Kaufmann überhaupt wieder aktiv werden konnte, obwohl sein Name im Internet "verbrannt" war, hatte er einer Berliner Firma zu verdanken. Die bietet an, englische Limiteds im Auftrag einzurichten, bei denen der tatsächliche Besitzer nicht auftaucht. Für knapp 6000 Euro legte sich Marcus B. eine Limited zu, die vergleichbar mit einer deutschen GmbH ist.

Als Treuhänder wurde Rechtsanwalt Bastian R. eingesetzt - was den Juristen ebenfalls auf die Anklagebank brachte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, von der betrügerischen Absicht, die hinter Brunhildes Versandcenter steckte, gewusst und nicht eingegriffen zu haben. Der Prozess wird fortgesetzt.

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