Gericht: Naturnahe Idylle liegt jetzt an der Bundesstraße

Fünfköpfige Familie aus Wittlaer hat die Miete gekürzt. Es gibt nicht einmal einen Schallschutz.

Düsseldorf. Als Jürgen B. vor fünf Jahren an den Froschenteich nach Wittlaer zog, wünschte sich der Vater von drei Kindern (zwei bis fünf Jahre) eine „naturnahe und ruhige Umgebung“. Doch mit der Ruhe war es ein Jahr später vorbei, denn da rollten die Bagger an, um die Bundesstraße 8n weiter zu bauen. Inzwischen rollen täglich 14 000 Autos an dem Haus vorbei. Ein Fall fürs Zivilgericht, denn die Familie hat wegen der Dauerbelastung die Miete gekürzt.

Rund 1500 Euro Miete waren vereinbart worden, als Jürgen B. einzog. Doch inzwischen ist aus der ruhigen Idylle ein Haus an einer autobahnähnlichen Bundesstraße geworden, die nur 80 Meter entfernt liegt. Genervt fühlt sich die Familie nicht nur durch den Lärm, denn es gibt keinerlei Schallschutz. Nachts leuchten die Scheinwerfer der Lkw in die Fenster, die Belastung durch Abgase und Feinstaub sei enorm angestiegen.

Als die Familie einzog, konnten die Kinder in einem mehr als 500 Quadratmeter großen Garten spielen, in dem viele alte Bäume und Sträucher standen. Weil für die Bauarbeiten ein Wirtschaftsweg angelegt werden musste, wurden 204 Quadratmeter davon „regelrecht weggebaggert“. Übrig blieb nur ein einziger Apfelbaum. „Es war das Herzstück des Gartens“, beklagt die Familie.

Schon während der Bauarbeiten hatten Jürgen B. die Miete gekürzt, was vom Hausbesitzer auch akzeptiert wurde. Doch nachdem die Straße fertig ist, will er nun die volle Miete. 3175 Euro soll die Familie nachzahlen. Der Rechtsanwalt des Eigentümers argumentierte, jeder habe gewusst, dass im Düsseldorfer Norden die Bundesstraße gebaut werde.

Dagegen setzt Jürgen B., dass niemand über das Ausmaß der Belastung informiert war. Er habe keine Ahnung gehabt, dass in unmittelbarer Nachbarschaft ein Kreisverkehr und eine Rampe entsteht, wo sich der Verkehr regelmäßig staut. Der Prozess wird fortgesetzt.

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