Ärztin und Fotografin aus Düsseldorf Georgia Ortner ist Fotokünstlerin und Kinderärztin zugleich

Düsseldorf · Die Unterbilkerin arbeitet als Ärztin und fotografiert leidenschaftlich gerne. Einen Teil der Erlöse aus ihren Bildern spendet sie.

 Georgia Ortner möchte als Fotografin ernst genommen werden. Sie ist regelmäßig bei der Messe Photo-Popup-Fair dabei.

Georgia Ortner möchte als Fotografin ernst genommen werden. Sie ist regelmäßig bei der Messe Photo-Popup-Fair dabei.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Als Georgia Ortner vor vier Jahren von Bonn nach Düsseldorf zog hatte sie dafür zwei Gründe. Zum einen wurde ihr eine Stelle als Oberärztin an der Düsseldorfer Uni-Klinik angeboten. Zum anderen lockte sie die Kunst in die Stadt. Neben ihrem Job als Gastroenterologin für Kinder ist sie nämlich noch leidenschaftliche Fotografin mit Ausstellungen in Bonn, Köln, Düsseldorf und Los Angeles. Fotografie habe sie schon immer spannend gefunden, sagt sie. „Ich bin ein visuell geleiteter Mensch“.

2007 fuhr Ortner mit Freunden nach Rumänien. „Ich wollte ihnen auf einer Backpacker-Tour mein Geburtsland zeigen, weil es so viele Vorurteile darüber gibt. Bei einem anschließenden Fotoabend waren meine Freunde ganz erstaunt, dass auf meinen Bildern ganz andere Dinge waren, als die, die sie gesehen haben. Ich fand es abstrus aber auch aufregend, dass sie durch meine Augen sozusagen noch mal durch Rumänien gereist sind“, erinnert sich die Künstlerin. Aus dieser Erfahrung wuchs ihre Liebe zur Reisefotografie, die für sie schnell zu viel mehr als nur einem Hobby geworden ist.

„Ich wollte von Anfang an als Fotokünstlerin ernst genommen werden und nicht als Ärztin, die nebenher knipst“, betont die Fotografin. Aber nicht nur die Reisefotografie fasziniert die Unterbilkerin. Strukturen, seien sie auf Bäumen oder auch auf alten Gemäuern, haben es ihr angetan. „Gerade historische Gebäude mit ihren sprechenden Wänden finde ich spannend. Ich frage mich immer, was sie schon alles erlebt haben. Was für einen Krach zwischen zwei Menschen, Liebesbotschaften, Kriege oder Feste?“ Und so wie alte Bauten Spuren der Vergangenheit sind, ist es Ortners großer Wunsch, mit ihrer Kunst Spuren zu hinterlassen. „Ich fände es schön, wenn meine Kunst mich überlebt und so etwas von mir bleibt.“

Seit 2016 ist Ortner regelmäßig bei der Düsseldorfer Photo-Popup-Fair dabei. Eine Messe, die sie nicht nur schätzt, weil sie ihrer Kunst tolle Chancen bietet. Den Austausch zwischen Künstlern und Publikum finde sie richtig gut. „Man bekommt viele Inspirationen und ist wie in einer ganz anderen Welt“, beschreibt sie. Die Künstlerin habe dort auch viele interessante Leute kennengelernt wie die Fotografen Wolfgang Sohn, Frank Dursthoff und Rüdiger Schrader. Mit Schrader als Co-Autor hat Ortner auch ein Foto-Buch herausgebracht, das „Augenblicke – Thailand, Vietnam, Kambodscha“ heißt. „Es war schon immer mein Traum, mal ein Buch herauszubringen. Und die Zusammenarbeit mit Schrader hat mich mit Stolz und Dankbarkeit erfüllt.“

Natürlich gehöre es auch dazu, ihre Kunstwerke zu verkaufen, was für die Unterbilkerin oft gar nicht so einfach ist. Gerade Objekte, an denen sie monatelang arbeitet, kann sie nur schwer aus der Hand geben. „Sie sind ein wenig wie meine Kinder. Da kann es auch schon mal ein Jahr dauern bis ich mich trennen kann“, erzählt sie mit einem Lächeln. Daher schaut sie auch gerne, wo ihre Bilder hinkommen. Ihre „Kinder“ sollen ein gutes zu Hause haben. Einen Teil der Erlöse ihrer Verkäufe spendet Ortner. In diesem Jahr hat sie zusammen mit Kollegen und Freunden den Verein „Mer stonn zesamme“ gegründet. Gemeinsam wollen sie Familien aus dem Rheinland helfen, die materiell, finanziell und seelisch in Not geraten sind.

Genauso wichtig wie das Fotografieren ist für Ortner ihr Job als Gastroenterologin für Kinder. Dabei wollte sie eigentlich gar nicht Ärztin werden. „Das war damals wahrscheinlich ein Akt der Rebellion, weil ich aus einer Mediziner-Familie komme“, gibt sie zu. Jetzt kann sie sich nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. „Es ist ein wundervoller Job. Vor meinen Eltern würde ich das natürlich niemals zugeben“, sagt sie mit einem Lachen.

Ganz besonders die Arbeit mit den anfangs skeptischen Kindern und Jugendlichen gefällt der Oberärztin. „Kinder sind in ihren Emotionen aufrichtiger. Man muss sich ihren Respekt verdienen. Und wenn man es schafft, ängstliche junge Patienten für sich zu gewinnen, ist das ein ganz toller Moment“, sagt Ortner.

Im vergangenen Jahr hat sie sich noch eine weitere Qualifikation erworben, die der Kinderschutzmedizin. „Das ist ein schwieriges Feld, das mir sehr wichtig ist“, sagt sie. Kinder vor Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewalt zu schützen sei sehr wichtig und die Zahl der Dunkelfälle sehr hoch. Durch die Pandemie seien Kontrollinstanzen wie Kindergarten und Schule zeitweise weggefallen, was es schwer mache, Verdachtsfälle zu erkennen und interdisziplinär zu untersuchen. „Der Bereich ist immer noch unterfinanziert und unterrepräsentiert, daher ist es wichtig, dem mehr Aufmerksamkeit zu geben“, betont die Ärztin.

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