Geologische Exkursion Auf Zeitreise am Düsseldorfer Rheinufer

Düsseldorf · Der Geologe Sven von Loga nimmt seine Exkursionsteilnehmer mit – in viele Millionen Jahre vergangene Epochen. Immer im Gepäck dabei: Ein Geologenhammer für die vielen verschiedenen Steine.

 Unter den Blicken des Nachwuchsforschers Nick Reschke schlägt Sven von Loga mit seinem Geologenhammer auf einen Stein, um anhand der frischen Kante eine bessere Analyse zu machen.

Unter den Blicken des Nachwuchsforschers Nick Reschke schlägt Sven von Loga mit seinem Geologenhammer auf einen Stein, um anhand der frischen Kante eine bessere Analyse zu machen.

Foto: Peter Kurz

An der Nordsee gibt es Wattführer, die einem das erstaunliche Gewusel im Schlick erklären. Ihr Werkzeug: eine Forke, mit der sie Muschel, Wattwurm und Co. ausbuddeln. Auch am Rhein gibt es so eine Art Wattführer, den Geologen Sven von Loga. Sein Werkzeug: ein Geologenhammer, mit dem er Steine zerschlägt, um ihre Struktur besser erkennen und erläutern zu können. Anders als ein Wattführer zeigt er seinen Zuschauern nicht das Leben, wie es jetzt ist. Sondern erklärt anhand der am Rheinufer liegenden zahllosen Steine, wie das Leben mal war auf unserem Planeten. Und führt ihnen vor Augen, dass die kleine Zeitspanne, die jeder Einzelne seiner Gäste auf der Erde herumstapft, nur ein Wimpernschlag im Vergleich zur Geschichte des Planeten ist.

Der Kölner Geologe nimmt die Menschen mit auf seine Exkursionen am Rhein. Ob in Köln, Bonn oder auch in Düsseldorf. An diesem Tag haben sich elf Menschen angemeldet, die er am Oberkasseler Rheinufer einsammelt. Klar, sie interessieren sich zunächst mal für die Steine, die ihnen da erklärt werden sollen. Merken dann aber schnell, dass von Loga sie auf eine Zeitreise mitnimmt.

 Hier erläutert der Geologe anhand einer geologischen Karte die Geschichte des Rheins.

Hier erläutert der Geologe anhand einer geologischen Karte die Geschichte des Rheins.

Foto: Peter Kurz

Immer wieder schickt der Geologe sie los, jeder solle doch mal ein paar Steine sammeln, die ihm oder ihr besonders auffallen. Und dann wird bestimmt, wie dieser Stein es bis heute an eben diese Stelle am Düsseldorfer Rheinufer geschafft hat.

 Hier zeigt er ein bei früherer Gelegenheit gefundenes versteinertes Holz.

Hier zeigt er ein bei früherer Gelegenheit gefundenes versteinertes Holz.

Foto: Peter Kurz

Wie kommt der rötliche
Achat nach Oberkassel?

Wie etwa der rötlich schimmernde Achat, den einer der Exkursionsteilnehmer ihm präsentiert. „Die Achate entstanden vor rund 250 Millionen Jahren“, erklärt von Loga. Zu der Zeit sei etwa an der Stelle, wo heute Idar-Oberstein liegt, ein Vulkan ausgebrochen. Als dann die Lava erkaltete, schloss sie im Inneren kleine Gasblasen ein. In diese Hohlräume floss Wasser, in dem Quarz gelöst war. So entstanden am Ende die leuchtenden Steine.

Wer wäre da nicht ehrfürchtig, so einen alten Zeitgenossen in der Hand zu halten? Man will mehr wissen über die Geschichte des Steins. Eben das erklärt von Loga anhand von Karten, die die Erde mit ihren Landmassen zeigen. Was aber so ganz anders aussieht als wir es kennen — wenn wir auf einer Weltkarten die für uns ewig erscheinenden Kontinente betrachten.

Als die Nordsee noch bis Königswinter reichte

Vor 360 Millionen Jahren bedeckte ein riesiges Meer das heutige Rheinland,  erzählt von Loga. Und vor 25 Millionen Jahren lag die Küste der einstigen Nordsee beim heutigen Königswinter. „Da war man als Rheinländer schnell am Strand “, sagt von Loga. Doch er zerstreut sogleich jegliche Träumerei. „Da gab es keine Strände, hier waren fiese Sümpfe mit widerlichen Stechinsekten. Das war die Zeit, als sich die Braunkohleschichten gebildet haben.“ Die Wertstoffe also, die heute verheizt werden und die zum Zankapfel unserer Zivilisation wurden, siehe Hambacher Forst oder Garzweiler.

Doch von der Braunkohle zurück zu den Steinen. Wie kamen all diese Produkte aus sämtlichen Epochen der Erdgeschichte  denn nun genau hierhin, wo die elfköpfige Gruppe gerade steht? Von Loga erklärt: Gebirge verwittern zu kleinen Bruchstücken, Bäche spülen sie in kleine Flüsse, diese wiederum in größere Flüsse, diese wiederum münden letztendlich in den Rhein. Und immer werden die Gerölle mitgeführt. Der in den Alpen entspringende Rhein nimmt schon reichlich Geröll mit, doch das erreicht nie unsere Gegend, weil es im  Bodensee liegen bleibt. An unseren Rheinufern finden sich Gesteine, die der Fluss hinter dem Bodensee einsammelt: Granite aus dem Schwarzwald. Sandsteine und Quarzite aus Hunsrück, Taunus und aus der Eifel, Basalte aus dem Siebengebirge. Auch die in den Rhein mündenden Nebenflüsse schaffen Material heran. Wie die schwarzen Lydite aus dem Frankenwald, die der Main mit sich führt. Roter Sandstein aus dem Neckar. Aus dem Saar-Nahe-Gebiet kommen Melaphyre, das sind Vulkanite, die die Gebirge rund um Idar-Oberstein bilden.

Der neunjährige Nick Reschke indes hat es ganz gezielt auf Achate abgesehen, das macht er dem Geologen gleich zu Beginn der Führung klar. „Ich weiß jetzt, wonach ich suchen muss, wenn ich einen Achat finden will“, freut er sich nach der zweistündigen Exkursion. Und er habe viel darüber gelernt, wie Gesteine entstehen. Als er fünf war, sagt er, habe er unbedingt Fossilien finden wollen. „Jetzt möchte ich Edelsteine finden“. Gleich am nächsten Tag wolle er sich auf eigene Faust weiter auf die Suche machen.

Wie lassen sich die
gefundenen Steine veredeln?

Und was macht man mit den Steinen, die einem besonders gefallen? Die lassen sich mit verschiedenen Methoden veredeln. Von Loga erklärt, wie das geht. „Erst mal in Chlorreiniger legen oder in Soda, dann geht alles organische Material ab.“ Dann sehe der Stein schon mal sauber aus. Danach könne man ihn mit einer Bohrmaschine mit Schmirgelpapieraufsatz schleifen. Bei einem größeren Stein könne man auch mal einen Grabsteinsteinmetz um Hilfe bitten. Und in Spezialgeschäften gebe es Trommelmaschinen, in denen die dort rotierenden Steine abgerundet werden.

Andere Funde sollte man lieber nicht so grob behandeln. Dafür sind sie denn doch zu sensationell. Von Loga selbst hat schon mal den Backenzahn eines Mammuts gefunden. Oder Pferdezähne aus der Eiszeit. Man müsse sie halt nur von Spareribs unterscheiden, die von Grillfesten am Rhein übriggeblieben sind, sagt der Geologe schmunzelnd. Und einen Tipp hat er noch: Für Steinesammler am Rhein sei es besser, dieser Leidenschaft bei Regen nachzugehen. „Da kommen die Farben viel besser raus.“

Sven von Loga ist Co-Autor des im Kosmos-Verlag erschienenen Buches „Steine an Fluss, Strand und Küste: finden, sammeln, bestimmen“. Die nächsten Führungen am Düsseldorfer Rheinufer (bei Oberkassel) bietet er am 15. Juli und 6. August an. Nähere Informationen zu Terminen und Kosten dieser und anderer Exkursionen, zum Beispiel in der Vulkaneifel oder „Steine in der Stadt“, auf seiner Internetseite unter

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