Düsseldorf-Derendorf Gelungene Premiere: Künstler wichteln mit den Kunden

Der Jung-Galerist Golestani hatte eine tolle Idee, wie man Künstler und potenzielle Käufer zusammenbringt.

Düsseldorf-Derendorf: Gelungene Premiere: Künstler wichteln mit den Kunden
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Seit knapp einem Jahr führt Roozbeh Golestani seine Galerie an der Collenbachstraße 39 fernab von der Galerie-Szene mit ihrem zum Teil verwöhnten Kunstpublikum. Da ist es schon eine stramme Leistung, dass er keine roten Zahlen schreibt. Am Freitag wurde ihm sogar die Bude eingerannt. Neugierige standen vor dem Schaufenster oder im Hof, weil sie drinnen keinen Platz mehr fanden.

Er hatte sich eine einmalige Aktion als PR-Arbeit ausgedacht. Knapp 50 Studenten oder frisch gebackene Meisterschüler spendierten Kunst zum Wichteln. Aber auch die potenziellen Kunden mussten einen Wichtel mitbringen. Nach vier Stunden gingen lauter glückliche Menschen nach Hause.

Was sagen die Kunden? Kunden, Käufer, Sammler und Zuschauer kamen in Scharen. „Ich gucke einfach mal, was mich erwartet“, sagte Eva Schwindt, während ihre Tochter schon vor Aufregung zappelte. Harald Janert freute sich, „neue Leute kennenzulernen“. Er habe als Sammler auch klein angefangen. Eine Frau, die anonym bleiben wollte, brachte einen Gutschein für ein Drei-Gänge-Menü mit, den die Studentin Sophie Kummert gewann, die sich nun riesig auf den Abend freut.

Wie reagieren die Künstler? Sind nicht die Künstler die Dummen bei dieser Aktion? Sie spenden Kunst, und wissen nicht, was sie erwartet? Aylin Leclaire winkt ab, Künstler seien doch sowieso Idealisten. Sie hatte sich ein schickes Kleid angezogen, als gehe es um die Weihnachtsbescherung, und erklärte: „Natürlich müssen wir Geld verdienen. Aber man darf die Kunst nicht nur auf den materiellen Wert reduzieren. Wir spüren selbst, wie schwer es ist, Kunst zu verkaufen.“

Amadeus Certa ist geradezu ein Fan der Aktion. „Heute geben ja die meisten Galerien Preise vor, mit denen sie nur eine exklusive Gesellschaftsschicht ansprechen. Deshalb ist die Idee schön, an Leute zu denken, die sich Kunst nicht leisten können, aber Interesse daran haben.“ So machten auch Meisterschüler wie Christoph Beyer mit, der mit einem Stipendium demnächst nach Los Angeles fliegt.

Der Student Robin Weuste trennte sich von einem kleinen Meisterwerk, was ihm ein klein wenig wehtat. Aber auch er tröstete sich: „Ich habe beim Auswählen daran gedacht, jemandem Freude zu machen. Darum geht es doch zu Weihnachten.“

Anna Weber gehört inzwischen zu den Künstlern der Galerie. Sie revanchierte sich dafür, indem sie die 90 Wichtel einpackte, nummerierte und unter den Tannenbaum legte, den sie selbst kunstvoll geschmückt hatte. Sie lobte den Abend: „Es kommen kunstinteressierte Leute, die es sich vielleicht nicht leisten können, eine Arbeit von mir zu kaufen. Es ist Wichtelzeit, da muss man auch schenken können.“ Sie findet die Kundenbindung ganz wichtig.

Was sagt der Galerist? Spannt der Galerist Roozbeh Golestani nicht die jungen Leute allzu sehr vor seinen Karren? Er winkt ab: „Ich muss doch dafür sorgen, dass man sich Kunst aneignen kann, auch für den kleinen Geldbeutel.“ Golestani unterscheidet sich von vielen Galeristen dadurch, dass er Künstler und Käufer zusammenbringt und nicht die einen von den anderen abschirmt. Galeriearbeit sei doch „Vertrauenssache“, sagt er.

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