Geisel steht zum Flughafen

Der neue OB ist für mehr Starts und Landungen. Im Gegenzug soll aber die Zahl der Nachtflüge reduziert werden.

Geisel steht zum Flughafen
Foto: Kurt Nellessen

Düsseldorf. Der Widerstand der Nachbarstädte gegen die Pläne des Flughafens, die Zahl der Starts und Landungen um rund 15 Prozent auf bis zu 252 000 Flugbewegungen zu erhöhen, wird nun auch in Düsseldorf zum Politikum. Und zur Gretchenfrage für den designierten Oberbürgermeister Thomas Geisel: Unterstützt er den Airport bei dem Antrag auf eine neue Betriebsgenehmigung beim NRW-Verkehrsministerium, auch wenn er damit so manchen unter Fluglärm leidenden Düsseldorfer verärgert?

Geisel steht zum Flughafen
Foto: Sergej Lepke

Geisel spricht von einer „Abwägungsfrage zwischen den berechtigten Interessen von Flughafen und Anwohnern“, macht dann aber deutlich, dass er im Kern auf der Argumentationslinie des Flughafens liegt: „Er ist ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor, übrigens nicht nur für Düsseldorf, sondern auch für die Nachbarn, die jetzt gegen ihn Front machen“, sagt er.

Geisel steht zum Flughafen
Foto: Sergej Lepke

Und formuliert seine „persönliche Position“ zum Wunsch des Flughafens, in den verkehrsreichen Stunden bis zu 60 Flugbewegungen abwickeln zu dürfen (derzeit sind 45 pro Stunde das Maximum): „Es ist sinnvoll, wenn tags mehr Starts und Landungen möglich sind und dafür die Zahl der besonders störenden Nachtflüge reduziert werden kann.“

Geisel betont, dass damit freilich verbindliche Regelungen zum Anwohnerschutz einher gehen müssen: „Es ist ein Geben und Nehmen. Darauf müssen sich die Bürger verlassen können.“

Die Frage bleibt, ob der Antrag des Flughafens mit dem legendären Angerlandvergleich (siehe Info-Kasten) kompatibel ist. Die Fluglärmgegner sagen „Nein“, und führen die angestrebte Nutzung beider Startbahnen an. Der Flughafen betont, dass die Nordbahn nur „nachrangig“ in Hochzeiten genutzt werde. So sieht es auch CDU-Mann Rolf Tups, der im Aufsichtsrat sitzt: „Ich habe weiterhin keinen Hinweis, dass der Antrag auf Kapazitätserweiterung dem Angerlandvergleich widerspricht — mal abgesehen davon, wie relevant ein fast 50 Jahre alter Vertrag noch sein kann.“

In Frage stellen wolle er ihn aber nicht. Manfred Neuenhaus (FDP) sagt gar: „Der Angerlandvergleich ist unantastbar. Wir stehen voll zum Flughafen, aber etwaige neue Belastungen für die Anwohner — etwa durch veränderte Flugrouten im Zweibahnsystem — sind nicht akzeptabel.“

Der Flughafen wollte die neue Betriebsgenehmigung eigentlich schon im Juni beim Verkehrsministerium einreichen, jetzt spricht Sprecher Thomas Kötter vom Sommer, „und der geht für mich bis Ende September“. Man arbeite daran, benötige aber noch wichtige Unterlagen, sagt Kötter.

Eine wichtige Grundlage muss das Ministerium selbst schaffen, indem es einen Antrag des Flughafens bescheidet, den der vor vier Jahren eingereicht hat: Es geht um den Bau von Parkplätzen für bis zu 14 Flugzeuge auf dem Vorfeld West. Dagegen hatten vor allem Unterrather protestiert. Das Anhörungsverfahren wurde 2011 abgeschlossen — doch die Genehmigung fehlt immer noch.

Der WZ-Bericht von Samstag über den Widerstand der Nachbarstädte hatte derweil ein großes Echo: Mehr als 100 Kommentare gibt’s inzwischen bei WZ-Newsline — viele Leser sind gegen die Kapazitätsausweitung, einige aber auch dafür.

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