Gastkommentar Für Antisemitismus hat Düsseldorf keine Toleranz. Und doch mehren sich die Vorfälle.
Gastkommentar Für Antisemitismus hat Düsseldorf keine Toleranz. Und doch mehren sich die Vorfälle.
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Die Alarmzeichen sind unverkennbar: Seit drei Jahren schon kursieren Hassmails gegen Juden und deren Einrichtungen im Internet. Mit Bezug zu Düsseldorf. Im Sommer 2017 berichten jüdische Schüler in der Landeshauptstadt von Aggressionen. Sie machen junge Moslems als Verursacher aus. Eine Beratungsstelle für die Opfer wird eingerichtet. Im Zusammenhang mit der Entscheidung des US-Präsidenten, die amerikanische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, werden israelische Fahnen angezündet. In Berlin, auch auf dem Bertha-von-Suttner-Platz am Hauptbahnhof. Und: Das Netz wird noch stärker Sammelbecken für einen neuen Antisemitismus, aber nicht nur von muslimischen Gruppen, sondern auch von deutschen Gruppierungen.
Im Dezember 2017 reagiert der Düsseldorfer Stadtrat. Er bekennt sich in einer Resolution zum Existenzrecht Israels und zum Schutz der Juden in der Stadt. In zahlreichen Kirchen ist das im Rahmen der Fürbitten plötzlich auch ein Thema. Demonstrativ versammeln sich viele Düsseldorfer auf dem Grabbeplatz, um das jüdische Lichterfest gemeinsam mit den hier lebenden Juden zu feiern. In seinem Jahresrückblick zeigt sich Oberbürgermeister Thomas Geisel einmal mehr „empört“ und „betroffen“ und versichert, jüdische Mitbürger seien Teil der Stadt und könnten ihre Feste auch öffentlich feiern.
Gerade hat die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Studie zum Antisemitismus vorgelegt. Wenn ich da lese, dass 26 Prozent der Befragten angegeben haben, dass Juden aus ihrer Vergangenheit auch heute noch Kapital zu schlagen versuchten, dann bin ich alarmiert und werde nachdenklich.