Gas gibt’s günstiger

Kartellamt prüft, ob Preise der Stadtwerke zu hoch sind: Die bieten plötzlich billigere Tarife an. Ein Wechsel kann sich dennoch lohnen.

Düsseldorf. Die Kunden der Stadtwerke können ihr Gas ab sofort günstiger bekommen. Nachdem die Preise zum 1. Januar um 0,46 Cent je Kilowattstunde angehoben wurden, sind nun zum 1. März günstigere Tarife eingeführt worden. Eine Überraschung, denn das bisher nicht kommuniziert worden. Auch in den Preisvergleichsrechnern im Internet sind die neuen Tarife nicht enthalten.

Ein Beispiel: Zurzeit kosten 20000 Kilowattstunden (Jahresverbrauch Reihenhaus) 1383,97 Euro im Tarif "GH 97". Den gibt es seit 1. März für Neukunden nicht mehr, im dafür neuen Tarif "Düssel-Gas Vario" kostet dieselbe Menge Gas nur noch 1344 Euro, wer online bestellt, zahlt nur 1335 Euro.

Bemerkenswert: Die Tarifumstellung erfolgte just in jenen Tagen, da durchsickerte, dass das Bundeskartellamt die Preise der Stadtwerke auf ihre Plausibilität prüfen werde - wie bei 35 anderen Unternehmen. Die Stadtwerke bestreiten jeden Zusammenhang. Die neuen Tarife seien ohnehin geplant gewesen. Und vor der Prüfung sei man nicht bange. "Unsere Preise sind fair kalkuliert", sagt Sprecher Robert Kreutzberger. Kollege Juan Cava Marin ergänzt: "Seit 2004 lassen wir alle von unabhängigen Wirtschaftsprüfern testieren, dass wir nur nötige Erhöhungen und umgekehrt alle Preisvorteile an die Kunden weitergeben haben." Zudem hätten für den 1. April 123Gasversorger Preiserhöhungen angekündigt, "dann liegen wir auch im direkten Preisvergleich wieder besser".

Besser? Zumindest in Düsseldorf gilt das nicht. Hier ist 2007 der holländische Energieriese Nuon als Konkurrent in den Markt getreten. Und der Preisvergleich ist eindeutig: Schon Single-Haushalte sparen über 100 Euro im Jahr, bei Familien sind es selbst im Vergleich zum frisch gesenkten Stadtwerketarif 115 Euro. Dazu kommt ein Wechselbonus von einmalig 50 Euro und eine zwölfmonatige Preisgarantie. "Wir kaufen das Gas auf dem Markt, wie alle anderen Anbieter", sagt Nuon-Sprecherin Heike Klumpe.

Die Verbraucherzentrale NRW betont, dass ein Wechsel vor allem technisch keine Schwierigkeiten macht: Es müssen keine Zähler ausgebaut, keine Ventile getauscht werden - der Versorgerwechsel findet praktisch nur in den Buchhaltungen der Unternehmen statt. "Die Energieversorgung ist stets gesichert, so schreibt es das Gesetz vor", sagt Peter Blenkers, Energieexperte der Verbraucherzentrale. Auch eventuelle Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Zählern und Leitungen sind geklärt: Die erledigen die Stadtwerke im Auftrag der Konkurrenzfirmen.

Die Verbraucher-Organisation verweist zur Info auf den reinen Preisvergleicher Verivox und auf das Energieverbraucherportal, das auch Umweltschutz und regionales Engagement des Versorgers in die Wertung einbezieht. In der Tat schneiden die Stadtwerke bei einem Vergleich dort besser ab. Lohnend sei laut Blenkers sicher ein Blick auf die Kommentare von Wechslern auf den Verivox-Seiten, die über ihre Erfahrungen berichten. Das sind beileibe nicht nur positive.

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