Pokemon GO Gartenamt lässt Bänke für Pokemon-Fans stehen

Düsseldorf. Manche schütteln lachend den Kopf, wenn sie auf der Girardetbrücke auf der Kö an den vielen über Handydisplays gesenkten Köpfen vorbeigehen, manche meckern, manche nicken verschworen.

Marcel Kahlich, Leon Römer, Chris Huntscha und Leon Mislisch spielen auf der Girardetbrücke Pokemon Go.

Marcel Kahlich, Leon Römer, Chris Huntscha und Leon Mislisch spielen auf der Girardetbrücke Pokemon Go.

Foto: Judith Michaelis

An dieser Stelle teilt sich die Stadt inzwischen ein in Pokémon-Fans, Pokémon-Gegner — und diejenigen, die immer noch keinen Schimmer haben, was das alles soll. Das Gartenamt zumindest hat das Handtuch im Kampf gegen die Monsterjäger geworfen, die sich inzwischen die Straßenmöblierung dorthin geschoben haben.

Pokemon Spieler stellen die Bänke von der Kö auf die Girardetbrücke.

Pokemon Spieler stellen die Bänke von der Kö auf die Girardetbrücke.

Foto: Judith Michaelis

„Wir lassen die Bänke erst mal auf der Brücke stehen“, sagt Michael Bergmann von der Stadt. „So lange es nicht zu Verkehrschaos kommt, machen wir uns nicht weiter lächerlich, indem wir sie jeden Abend wegräumen, damit sie morgens wieder da stehen.“ Allerdings werde für die Wege entlang des Kö-Grabens einstweilen nach Ersatzbänken in den städtischen Lagern gesucht.

Eine Bank zur Brücke getragen haben am Freitagmorgen auch Pascal Merten (22) und Dennis Jansen (26) aus Mönchengladbach. „Ich würde am liebsten den ganzen Tag hier sitzen und spielen“, bekennt Jansen. „Es ist eben ein Kindheitsspiel“, versucht neben ihnen Bilal Tarasi (23) die Begeisterung zu erklären. Immerhin bis Level 17 hat er sich schon hochgespielt.

Sogar Level 24 hat Leon Römer aus Grevenbroich bereits erreicht — jedes weitere Level wird jetzt immer schwieriger und langwieriger. Theoretisch gibt es 40. Der 21-Jährige ist zum vierten Mal an der Kö, um zu jagen. Für seine Uni-Klausur am Montag wird er später noch lernen — Fitnessstudio schwänzt er allerdings seit Tagen. Dafür zieren sein Bein breite Schürfwunden von einem Sturz mit Inlineskates. Natürlich auf der Suche nach Pokémon.

Römer hat schon als Kind mit den Monstern gespielt — auf dem Gameboy. Auf ein Spiel wie dieses neue haben er und Kumpel Christopher Huntscha immer gewartet. Jetzt investieren sie sogar Geld: Für etwa 30 Euro haben sie schon Bälle und Pokémon-Lockstoff im Shop zur App erstanden. „Wir kennen Leute, die schon über 100 gezahlt haben.“ Aber das sei eigentlich nicht der Spaß bei der Sache, erklärt Marcel Kahlich. Die Bewegung auf der Suche nach Pokémon und zum Ausbrüten ihrer Eier (dafür müssen bestimmte Strecken zurückgelegt werden) reizt den 27-Jährigen. Auch wenn er sie wohl nie alle finden wird. „Eines gibt es nur in Australien, eins nur in Nordamerika und eins in Japan“, sagt er. Und sechs weitere hätten noch nicht einmal Eingang ins Spiel gefunden.

An der App wird also weiter gearbeitet. Deshalb glaubt Leon Römer mit Blick über die Girardetbrücke auch: „Das wird noch Monate so bleiben.“ Für den 20. August verabredet man sich auf Facebook schon zur großen Pokémon-Tour durch Düsseldorf — von 20 bis 23 Uhr. 4500 sind interessiert, fast 1000 haben sogar schon fest zugesagt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort