Garath 2.0: Plan überzeugt nicht

Die Stadtteilpolitiker erteilen den „Citymanagern“ eine Absage.

Garath 2.0: Plan überzeugt nicht
Foto: JM

Garath. Eineinhalb Jahre haben sich das Dortmunder Büro Stadt-Raum-Konzept und das Institut für Raumforschung & Immobilienwirtschaft mit einer Vitalisierung des 50 Jahre alten Stadtteils Garath beschäftigt. Es gab Anwohnerforen und Bürgeranhörungen, daraus wurden Handlungsempfehlungen ausgearbeitet. Alles wurde schön säuberlich in einem über 200-Seiten Papier zusammengefasst. „Garath 2.0 - Den Wandel gestalten“ nennt es sich und soll am Donnerstag im Rat beschlossen werden.

Um es „frühzeitig“ der Bezirksvertretung 10 vorzustellen, wurde sogar kurz nach Ferienende eine Sondersitzung einberufen. Danach wurde das Papier mit den schriftlich angefügten Änderungswünschen durch die Fachausschüsse gepeitscht. Wirklich glücklich ist mit diesem Werk niemand.

Die Stadtteilpolitiker bemängeln, dass es viele „alte Hüte“ und nur wenige wirkliche Innovationen enthalte. „Vorbildliche Projekte, wie der Nachbarschaftstreff in Garath Nordwest, der auf unbürokratische Weise das Zusammenleben fördert, wurden gar nicht erwähnt“, kritisiert zum Beispiel Henrike Pougin (parteilos).

Andere Vorschläge wie eine (Wieder-)Eröffnung des Cafés der Freizeitstätte sind mittlerweile realisiert. Auch die Umgestaltung der Bürgerwiese ist schon lange beschlossen. Dass wiederum das Gelände am Buchholzer Busch als mögliches Baugebiet auftaucht, irritierte die Stadtteilpolitiker. Denn von einer Bebauung des Geländes haben sie sich mittlerweile verabschiedet.

Auch über eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs sagt das Papier nichts aus. Und auch nichts darüber, wie neue Wohnformen gefördert werden könnten. „Chic und „In“ werden, nutzt uns wenig, Garath muss auch für diejenigen, die dort gerne wohnen, bezahlbar bleiben“, sagt. Angelika Kraft-Danglamadla (Linke). Hierzu seien viel zu wenige Gespräche mit den Wohnungsgenossenschaften geführt worden.

Denn dass in einigen Bereichen dringend etwas geschehen muss, wissen alle. Vor allem bei der öffentlichen Nahversorgung hakt es. Im Hauptzentrum stehen viele Geschäfte leer und auch in den Nebenzentren ist nach dem Wegzug der Supermärkte vieles im Argen. So sollen übergangsweise in Garath Südwest mobile Marktstände die Versorgung mit Lebensmitteln sicherstellen. Für die provisorische Stromversorgung wurden auf der Sondersitzung schon einmal 1700 Euro bewilligt.

Bezirksbürgermeister Uwe Sievers (SPD) bemängelte vor allem den Zeitdruck, der eine sachliche Diskussion verhinderte. „Es ist mit heißer Nadel gestrickt“, so die mehrheitliche Meinung der Stadtteilpolitiker. Für Sievers wie auch für seinen Stellvertreter Klaus Mauersberger (CDU) sei das Papier allenfalls eine solide Grundlage für weitere Entscheidungen. Dafür benötige man aber keine „Citymanager“, wie im Konzept vorgeschlagen. Es reiche die Fachkompetenz der Bezirkvertretung und der örtlichen Vereine.

Spannend dürfte werden, woher das Geld für diverse Verbesserungsvorschläge kommen soll. So sollen Gespräche mit der Bezirksregierung über eine Aufnahme in die Förderprogramme „Soziale Stadt“ oder „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ geführt werden.

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