Gesundheit Ganz geheim: Evangelisches Krankenhaus übt den Ernstfall

Düsseldorf · Schüler im Grusel-Look spielten die Notfall-Patienten. Personal wurde aus dem Feierabend geholt.

 Im Schockraum des Krankenhauses wurden die Patienten bei der Übung zunächst „vorsortiert“.

Im Schockraum des Krankenhauses wurden die Patienten bei der Übung zunächst „vorsortiert“.

Foto: EVK

Mit blutverschmiertem Gesicht wurde ein junger Mann eingeliefert, bei anderen Patienten guckten die Knochen heraus und zusätzlich machten verschiedene Störenfriede dem Personal im Evangelischen Krankenhaus an der Kirchfeldstraße das Leben schwer. Zum Glück waren die Schwerverletzten nur perfekt im Grusel-Look geschminkt und das Ganze eine Übung. Zum ersten Mal hatte das Krankenhaus den „Massenanfall an Verletzten“, kurz Manv genannt, simuliert. Alexander Kleophas, Leiter der Zentralen Noaufnahme, war sehr zufrieden, als der „Spuk“nach rund eineinhalb Stunden beendet war: „Wir sind sehr froh, dass wir den Ernstfall geübt haben. Dank unseres Konzeptes haben alle wie ein Uhrwerk funktioniert. Jeder wusste zu jedem Zeitpunkt, was zu tun ist.“

Simuliert wurde eine Massenschlägerei mit insgesamt 16 Verletzten. Die meisten davon waren Absolventen der Schule für Physiotherapie am EVK, die in die Rollen der Notfallpatienten schlüpften. Damit das auch täuschend echt aussieht, wurden die Schüler von Visagisten aus Solingen „geschminkt“, die auf solche Übungen spezialisiert sind. Ab 17 Uhr rollten dann nacheinander vier Rettungswagen des Arbeiter Samariterbundes und des Deutschen Roten Kreuzes vor die Notaufnahme und  brachten zunächst elf „Schwerverletzte“. Weitere fünf Patienten kamen zu Fuß ins Krankenhaus.

Im Schockraum wurden die
Verletzten „vorsortiert“

„Wir haben versucht, die Übung geheim zu halten. Das hat aber nicht ganz geklappt“, sagt Alexander Kleophas. Trotzdem war ein Teil der rund 20 Ärzte und Pflegekräfte überrascht, als sie aus dem Feierabend ins Krankenhaus gerufen wurden.

Danach ging es zunächst in den Schockraum. Bei einem „Massenanfall von Verletzten“ ist es wichtig, zunächst festzustellen, wie schwer die Patienten verletzt sind. Davon hängt ab, ob sie direkt in den OP-Raum  kommen oder zur Weiterbehandlung in andere Teile des Krankenhauses verlegt werden. Die Teams der Zentralen Notaufnahme hatten alle Hände voll zu tun, um die Verletzten zu versorgen.

Dabei mussten sich Ärzte und Pflegekräfte auch noch mit allerlei Widrigkeiten auseinandersetzen. Denn In die Übung wurden bewusst „Störer“ eingebaut. So gerieten die Teilnehmer der Massenschlägerei immer wieder aneinander und mussten beruhigt werden. Und zusätzlich sorgte noch eine anstrengende Mutter für Unruhe, deren neun Jahre alter Sohn nur eine Prellung hatte, die aber massiv darauf drängte, dass ihr Filius sofort behandelt wird. Außerdem schlich sich ein Pressefotograf bis in den Schockraum, der dann freundlich, aber bestimmt vor die Türe gesetzt wurde. Kleophas: „Das sind Situationen, wie sie auch im normalen Klinikalltag vorkommen.“ Die anstrengende Mutter hatte er übrigens in  der eigenen Verwandtschaft rekrutiert. Seine Cousine bewies ihr Talent als Laienschauspielerin. Auch die Absolventen der Schule für Physiotherapie boten teilweise bühnenreife Leistungen.

Am Ende mussten auch noch echte Patienten versorgt werden. Ein Schwerverletzter wurde in die Notaufnahme eingeliefert und im Krankenhaus gab es zweimal Herzalarm. Auch das funktionierte.

Die Übung war von
langer Hand vorbereitet

Die Übung war von langer Hand vorbereitet. Und sie hatte nichts mit dem Brand des Marienhospitals zu tun. „Wir hatten mit der Planung schon zwei Monate davor angefangen“, erklärt der Chef der Zentralen Notfallambulanz, „aber es hat uns deutlich gemacht, dass eine solche Übung wichtig ist.“ Umso erfreuter war der Mediziner, dass bis auf einige Kleinigkeiten alles reibungslos funktionierte. Sechs Beobachter haben alles protokolliert. Das soll nun in Ruhe analysiert werden.

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