Düsseldorf Frühgeburt: Der schwierige Start ins Leben

Ewa kam mit 950 Gramm auf die Welt. Für ihre Mutter Marianna Didic begann eine Zeit des Hoffens und Bangens.

Düsseldorf: Frühgeburt: Der schwierige Start ins Leben
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Ewa weiß nicht, dass sie ein Frühchen ist. Eine Atemhilfe braucht sie nicht mehr, das lästige Kabel in ihrem Gesicht hatte sie auch nicht lange toleriert. Pfeffer im Hintern, hatte ihr der leitende Oberarzt schon kurz nach der Geburt attestiert — und Recht behalten. Das Mädchen zeigte den Medizinern, dass so eine Hand voll Leben sehr wohl in der Lage ist, alleine zu atmen, die Temperatur zu halten und mit lautstarkem Meckern Aufmerksamkeit einzufordern.

Ewa kam am 14. April mit 950 Gramm zur Welt. Sechs Wochen nach der Geburt hat sie ihr Gewicht fast verdoppelt und wirkt im Vergleich zu ihren Zimmernachbarn auf der Frühchenstation des Florence-Nightingale-Krankenhauses fast proper. „Sie hat das ganz toll gemacht“, sagt ihre Mutter Marianna Didic und schaut verliebt auf das friedlich schlummernde Mädchen. Die Strapazen der vergangenen Wochen sind der 29-Jährigen anzusehen. Bis sie so entspannt am Bett ihrer Tochter sitzen konnte, vergingen einige Wochen. „Es war eine anstrengende Zeit. Voller Sorgen“, sagt sie. „Und das fing schon in der Schwangerschaft an.“

In der 25. Schwangerschaftswoche stellten die Ärzte fest, dass Ewa zu klein und zu leicht war. Auch die Plazenta zeigte Auffälligkeiten, Marianna Didic kam ins Kaiserswerther Krankenhaus. „Jeder Tag, den Ewa länger in meinem Bauch blieb, war kostbar“, sagt sie. „Ich wollte so lange wie möglich durchhalten.“ Aber das war nicht immer leicht. „Ich hatte schreckliche Angst um mein Baby und vermisste meine fünfjährige Tochter, die ich viel zu selten sehen konnte.“

Um Marianna Didic auf eine Frühgeburt vorzubereiten, lernte sie die Frühchenstation des Krankenhauses kennen. „Das ist sehr wichtig, um Ängste abzubauen. Zu sehen, wie klein ein Frühgeborenes ist, wie winzig Windeln und Schnuller sind“, sagt Dr. Martin Berghäuser, der leitende Oberarzt der Neonatologie.

In der 31. Schwangerschaftswoche entschieden die Ärzte, dass es für das Baby im Mutterleib zu gefährlich wird und holten die kleine Ewa per Kaiserschnitt. Trotz aller Vorbereitung auf den Anblick eines unreifen Kindes, war Marianna Didic schockiert: „Drei Stunden nach dem Kaiserschnitt sah ich Ewa zum ersten Mal. Die Haut war dünn und rötlich. Sie war so winzig.“ Es dauerte einige Tage, bis die junge Mutter sich traute, ihr Baby auf den Arm zu nehmen. „Sie wirkte so zerbrechlich, ich hatte Angst, etwas kaputt zu machen.“

Mittlerweile gehört Ewa zu den Großen auf der Frühchenstation. In ihrem Zimmer wird sie bereits auf das Familienleben fern von medizinischen Geräten und Desinfektionsspray vorbereitet: Die Sonne schimmert durch die Gardinen, Besucher dürfen sich in normaler Lautstärke unterhalten. Schon bald wird Ewa nach Hause gehen dürfen, ihren Stubenwagen kennenlernen und mit ihrer großen Schwester kuscheln. Dann ist für die Familie die lange Zeit im Krankenhaus nur noch eine kleine Episode in ihrem Leben, von der sie noch lange erzählen werden, die das Familienleben aber nicht mehr beherrscht.

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