Freizeitstätte Garath - Das Kom(m)ödchen des Düsseldorfer Südens

Kultur im Viertel um die Ecke: Die WZ stellt in einer neuen Serie Bühnen in den Stadtteilen vor. Den Anfang macht die Freizeitstätte Garath.

Düsseldorf. Sie haben das große Geld nicht und sie verdienen es auch nicht. Trotzdem beweisen sie oft ein glückliches Händchen bei der Auswahl ihres künstlerischen Angebots: Wer eine Bühne im Stadtteil bespielt, braucht viel Fingerspitzengefühl und eine große Portion Leidenschaft, um den Nerv seines Publikums zu treffen.

In der Freizeitstätte Garath gelingt das schon seit mehr als 20Jahren. Dort holt Hiltrud Hora die ganz großen Namen: Hans-Dieter Hüsch, Harald Schmidt und Gabi Köster waren es einst, Tina Teubner, Martina Schwarzmann und Ass-Dur sind es heute. Und dann gibt es noch die, die immer schon kamen - Thomas Freitag, Wilfried Schmickler und Konrad Beikircher.

In Sachen Kabarett ist die Freizeitstätte Garath so was wie das kleine Kom(m)ödchen des Düsseldorfer Südens. Manchmal hat Hiltrud Hora sogar ein noch feineres Näschen als ihr Kollege in der Altstadt und spürt echte Perlen auf wie die mehrfach preisgekürte Martina Schwarzmann, die zuerst in Garath und erst dann im Kom(m)ödchen aufgetreten ist.

Hiltrud Hora hat 1980 in der Freizeitstätte Garath ihr Anerkennungsjahr absolviert. Seitdem arbeitet sie in dem schmucklosen 70er-Jahre-Bau, den man leicht mit einem Parkhaus verwechseln kann und der mitten im sozialen Brennpunkt liegt. "Kindergruppen und Bastelkurse habe ich damals betreut", sagt die Sozialpädagogin.

Heute organisiert sie das Bühnenprogramm wie ein professioneller Eventmanager und kauft die Künstler ein: Musiker, Comedian, Chansonniers, vor allem aber Kabarettisten. Deren kluger Humor kommt beim Publikum an.

Die Abonnement-Vorstellungen mit fünf Veranstaltungen sind immer ausverkauft, und je nachdem, wer da auf der Bühne steht, stellen sich Zuschauer gut und gerne schon mal eineinhalb Stunden vor Veranstaltungsbeginn an, um einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Es kommen Besucher aus der Innenstadt, aus Mettmann und manchmal sogar aus Berlin, viele jedoch sind aus dem Viertel.

"Genauso soll es sein", sagt Eberhard Treudt, der Leiter der Freizeitstätte. Wir wollen die Kultur und die Menschen, die hier wohnen, zusammenbringen." Das gelinge durch die vielen Kurse für viele Generationen und Bedürfnisse.

Bücherei, Zentrum plus, Kindertheater und Kinderkinofest sind Standard in der Freizeitstätte und ziehen die Menschen an. "Von außen wird vor allem die Bühne wahrgenommen", sagt Treudt. "Aber die Besucher entdecken unser Kulturprogramm auch über die Teilnahme an unseren Kursen."

Dadurch, dass das Haus beim Jugendamt der Stadt Düsseldorf angesiedelt ist und von ihr finanziert wird, sind die Eintrittspreise günstiger als in der Innenstadt, im Abo etwa kosten die Tickets sieben Euro. Die Parkmöglichkeiten sind optimal, weil reichlich vorhanden, zudem kann das Publikum seine Kritik gleich an der richtigen Stelle vorbringen, denn Hiltrud Hora besucht jede Veranstaltung auch selbst. "Wenn der zweite Satz eines Comedian unter der Gürtellinie ist, beklagen sich die Zuschauer", sagt sie.

Das Durchschnittsalter des Publikums liegt bei Mitte 40, es ist für Überraschungen offen. "Aber wenn’s zu modern wird, streiken manche", sagt Hora. "Doch da müssen sie durch." Zurzeit überlegen sie und Treudt, ob sie nicht in einem kleineren Raum speziell Jugendlichen etwas anbieten vom Kaliber des Comedian Nils Heinrich zum Beispiel.

Die Besucherzahlen - 150 000 Gäste jährlich - bestätigen das Konzept der Freizeitstätte. "Ein Liederabend mit Senioren ist genauso unser Ding wie politisches Kabarett", sagt Treudt. "Dieses Spannungsfeld unter einem Dach zusammenzuführen, ist eine wunderbare Aufgabe."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort